Sicher spielt auch unsere Lebensweise und moderne Möglichkeiten der Medizin eine Rolle für die Zunahme der Kaiserschnittraten, denkt man nur an einen Anstieg der Mehrlingsgeburten durch Reproduktionsverfahren oder auch das häufigere Auftreten von Diabetes, Hypertonie, Adipositas und, im Zuge dessen, eine Zunahme der kindlichen Größe. Ebenso gibt es immer mehr ältere Schwangere, was wiederum mit einem größeren Risiko für Schwangerschaftserkrankungen verbunden ist.
Häufig äußern Frauen Ängste, dass die Sexualität nach einer vaginalen Geburt schwieriger bzw. unmöglich werden könnte. Tatsächlich haben eventuelle sexuelle Probleme nach einer Schwangerschaft und Geburt oft andere Gründe, die eher in der gesamten Veränderung der Familienstruktur und Paarbeziehung durch den Familienzuwachs und der damit einhergehenden Belastung liegen, als dass sie durch die Wahl der Geburtsmethode beeinflusst werden könnten.
Mediziner warnen: Ein Kaiserschnitt birgt auch Risiken
Bei aller vermeintlichen Sicherheit und der natürlich lebensrettenden Hilfe für Mutter und Kind bei absoluter Indikation, kann man diese Geburtsmethode nicht zum heiligen Mittel der Wahl erküren. So lässt sich z.B. das Argument, der Kaiserschnitt sei schonender für den Beckenboden widerlegen. Nicht die Geburtsmethode sei entscheidend, sondern die Schwangerschaft an sich (Mikroläsionen durch die Tragebelastung) verursachen spätere Beckenbodenschwächen. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass es eine große Bauch-OP ist, die mit entsprechenden postoperativen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergeht und eine Narbe innerlich (Verwachsungen und damit einhergehenden Risiken für Folgeschwangerschaften) und äußerlich (kosmetische Folgen) hinterlässt. Das Thromboserisiko nach Kaiserschnittentbindungen ist ebenfalls erhöht.
Neuere Untersuchungen zeigen darüber hinaus, dass sich auch für das Kind Nachteile ergeben können. Kurzfristig sind dies vor allem Anpassungsstörungen und die fehlendende Stimulation des Immunsystems. Hier gibt es im Ausland bereits Ansätze, das Kind nach der Kaiserschnittentbindung mit dem Vaginalsekret der Mutter einzureiben, um das Immunsystem zu aktivieren. Das soll spätere Folgen für das Kind reduzieren helfen. Denn „nachweislich haben Kaiserschnitt-Kinder eine höhere Wahrscheinlichkeit, Krankheiten wie Adipositas, Diabetes und Allergien zu bekommen“, so Professor Frank Louwen von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. (8)
Mit jeder Wehe ein wenig mehr Mutter und Vater
Auch für das gemeinsame Geburtserlebnis und die Partnerschaft macht es einen Unterschied, ob man selbst aktiv an der Geburt teilhat und sozusagen „mitmacht“ oder das Kind von jemandem „geholt“ wird. Das gemeinsame Durchhalten der Wehen und die Stunden vor der Geburt sind nicht unwichtig für Mutter und auch Vater in spe. Es ist, als ob man mit jeder Wehe ein Stück mehr Eltern wird.