Kaiserschnitt: Ja oder nein? Ist die Spontangeburt ein Auslaufmodell? Der Trend zum Kaiserschnitt ist ungebremst. Warum Sie nicht vorschnell an einen Kaiserschnitt denken sollten, hat beziehungsweise-Autorin Christiane Lénard zusammengetragen
„Nach 26 Stunden Wehen wurde das Kind dann doch per Kaiserschnitt geholt. Da hätte ich doch lieber gleich einen machen lassen sollen. Dann hätten wir es wenigstens planen können. Also, ich würde jeder Frau empfehlen, auf die Wehen zu verzichten und sich einen Termin für einen Kaiserschnitt zu holen. Er ist ohnehin viel sicherer.“
Eine andere Frau berichtet: „Mein Mann und ich fanden es schrecklich, ich wurde in den OP geschoben, angeschnallt und starrte auf ein grünes Tuch, während an mir herumgeruckelt wurde. Keine halbe Stunde später, war unser Sohn da. Er wurde mir kurz ans Gesicht gehalten und davon getragen. Ich hatte ihn nicht mal anfassen können, weil ich fixiert war. Es ging alles so schnell und hat uns völlig überfahren.“
Auf solche oder ähnliche Meinungen trifft man häufiger, wenn es in Foren oder im Bekanntenkreis darum geht, welche Geburtsmethode die bessere ist. Überhaupt scheint das Thema unter (werdenden) Eltern genauso heißt diskutiert zu werden und die Geister zu scheiden, wie das Thema Impfen. Aus psychologischer Sicht sehr interessant, da in beiden Thematiken medizinische Aspekte eine große, wenn nicht gar überwiegende, Rolle spielen (oder spielen sollten), man also eigentlich keine Entscheidung aus rein persönlichem Empfinden oder Geschmack treffen können sollte. Möglicherweise geht es jedoch genau darum, der Wunsch etwas zu kontrollieren, was naturgegeben gar nicht der eigenen Kontrolle unterliegt.
Immer häufiger Kaiserschnitt
Tatsächlich ist jede werdende Mutter gut beraten, nicht auf derartige, wenn auch gut gemeinte, Meinungsäußerungen zu setzen. Auch durch unzureichende Informationen in der Laienpresse oder fachfremder medizinischer Disziplinen, so beklagen Geburtsmediziner, hat sich die Risikobewertung der Schwangeren verändert und sie tendieren eher zu einer Sectio, wie der Kaiserschnitt in der Fachsprache heißt, als es noch vor 20 Jahren der Fall war.
In Deutschland kam es zu einem rasanten Anstieg der Kaiserschnittentbindungen von 15,3 Prozent (1991) auf 30,5 Prozent (2017). Immerhin ist in den letzten 6 Jahren ein leichter Rückgang zu verzeichnen, 2011 hatten wir einen Höchststand von 32,2 Prozent. (1)
Wann ist ein Kaiserschnitt indiziert?
Mediziner unterscheiden absolute und relative Kaiserschnittindikationen. Eine Sectio unumgänglich machen z.B. die Querlage des Kindes oder eine Plazenta praevia. (2) Diese absoluten Indikationen für eine operative Geburt liegen aber in unter 10 Prozent der Fälle vor, so die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. (3)