Wenn dies nicht der Fall ist, dann ist von außen betrachtet, die Trennung der einzig logische Schluss. Aber auch das wirft für die Frau erneut die Frage auf, woher den Vater für das gewünschte Kind bekommen? Vor allem, wenn die bisherigen Erfahrungen nicht darauf hoffen lassen, dass die Liebe des Lebens mit Familienambitionen an der nächsten Ecke wartet. Irgendwann wird es aus biologischen Gründen zu spät sein, diesen Plan zu verfolgen. Immerhin sind die Möglichkeiten, die Frauen in dieser Situation haben, vielfältiger und gesellschaftlich akzeptierter geworden, auch wenn sie alle Konsequenzen in sich tragen, die bedacht und abgewogen werden sollten.
Viele Wege führen zum Kind
Zum einen gibt es die Möglichkeit einer anonymen Samenspende. Jahrelang gab es einen regelrechten Reproduktionstourismus vor allem ins benachbarte Dänemark, wo Kliniken auch alleinstehenden und lesbischen Frauen die Möglichkeit einer anonymen Samenspende mit künstlicher Befruchtung anboten. In Deutschland war mit diesem Vorgehen noch bis Juli 2017 für den Reproduktionsmediziner ein rechtliches Risiko verbunden, weil das so gezeugte Kind bei der Geburt keinen rechtlichen Vater hatte und damit der Spender als Vater des Kindes festgestellt und unterhaltspflichtig werden konnte. Zwar wurde dieses Risiko durch eine neue gesetzliche Regelung beseitigt, aber die Bundesärztekammer empfiehlt derzeit immer noch, dass Samenspenden nur an Ehepaare und Paare vermittelt werden sollen, bei denen der Partner der Frau die Vaterschaft anerkennen wird.
Frauen, die den Weg der anonymen Samenspende gehen, wollen unabhängig entscheiden und allein für das Kind sorgen. Ohne einen Mann dafür belügen oder überzeugen zu müssen, mit ihr ein Kind, das er sich nicht gewünscht hat, groß zu ziehen oder dafür rechtlich in die Verantwortung gezogen werden zu können. Das ist sehr ambitioniert, bedenkt man, dass hierzulande alleinerziehende Frauen das größte Armutsrisiko haben.
Egoistisch oder nur menschlich?
Aber es gibt auch Frauen, die Methoden wählen, um ohne die Mitentscheidung eines Mannes, ob nun Partner oder nicht, schwanger zu werden. In Foren oder anderen Diskussionsräumen werden emotional sehr aufgeladene Debatten geführt, die deutlich machen, welches Konfliktpotential in diesem Vorgehen liegt.
Es wird den Frauen häufig vorgeworfen, egoistisch zu sein und den Mann zu benutzen. Die Frauen verteidigen sich damit, dass der Mann doch in der gleichen Verantwortung steht, sich um die Verhütung zu kümmern, er würde ja nicht zum ungeschützten Sex gezwungen. Aber wie groß ist seine Verantwortung, wenn sie heimlich die Pille absetzt? Ein Szenario, das nicht nur für Vorabendserien taugt, sondern, hoffentlich seltener, aber dennoch Realität unter unseren Dächern ist.
Ist dieses Vorgehen egoistisch? Ja vielleicht, aber nicht wegen des Kinderwunsches an sich, sondern wenn dieser ausgelebt wird, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, welche emotionalen und sozialen Folgen dies für andere haben kann.
Der Wunsch, eigene Kinder zu haben, kann natürlich dennoch, wie bei allen Eltern, davon getragen sein, Liebe und ein Stück von sich selbst weiterzugeben. Es ist der Wunsch, dem Leben einen größeren Sinn zu verleihen, der über den eigenen Tod hinausreicht. Ein zutiefst menschlicher, archaischer Wunsch.