Horror oder Freudentaumel: Worauf sich werdende Eltern vorbereiten müssen

Die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, fällt vielen Paaren schwer. Die nackte Wahrheit darüber, was uns in einem Leben mit Baby erwartet, macht die Sache sogar noch weniger verlockend. Aber ist es tatsächlich sinnvoll, zukünftige Eltern auf das Allerschlimmste vorzubereiten, fragt sich Gastautorin Nicola Stefan

Vor oder nach der Ausbildung, vor oder nach der Karriere, bevor oder nachdem wir uns ausgelebt, gefunden und selbstverwirklicht haben? Und wie lange sollen wir mit unserem Partner zusammen gewesen sein, bevor der Zeitpunkt wirklich reif dafür ist, es zu wagen, das Leben mit Kind? Wie so oft wird die Wahl zu einer langwierigen Entscheidungs-Qual. Dazu kommt: Mütter (und natürlich Väter) dürfen heute offen aussprechen, wie lebensverändernd, vereinnahmend, anstrengend und manchmal frustrierend ein Leben mit Baby sein kann. Gott sei Dank. Aber hilft es wirklich, werdende Eltern auf ein Horrorszenario vorzubereiten? Und gibt es denn gar keine gute Nachricht? Vielleicht lässt sich die ein oder andere schreckliche Aussicht ja ein wenig relativieren.

 „Ein Baby verändert dein ganzes Leben!“

Das ist wahr. Und der Gedanke daran, das bisherige Leben aufzugeben, muss zwangsläufig angsteinflößend sein. Sich jedoch mit der Angst um diesen Verlust verrückt zu machen, ohne zu wissen, wie sich das „neue“ Leben nach Baby Geburt anfühlen wird, ist wenig hilfreich. Es ist ohnehin unmöglich, sich oder andere darauf vorzubereiten. Und es ist vor allem unmöglich, zu wissen, was diese Veränderung in und mit uns anstellen wird – welche bis dahin nicht gekannten Gefühle unser Herz und unsere Seele komplett auf den Kopf stellen werden.

Irre ist das! Klar ist es die sicherere und ganz bestimmt die weniger anstrengende Variante, auf diese wahnsinnige, alles verändernde Erfahrung zu verzichten und sich den Schock und die viele harte Arbeit zu ersparen. Aber darum geht es ja im Leben meistens nicht. Oder?

„Mit deiner Freiheit ist es dann für immer vorbei.“

Auch das stimmt. Irgendwie. Mit Baby können wir plötzlich nicht mehr einfach so arbeiten, uns amüsieren, weggehen, lesen, einkaufen oder einfach nichts tun, ohne in jeder Sekunde aktiv dafür zu sorgen, dass es unserem Kind gut geht. Vor allem zu Beginn fühlt sich das ein bisschen an wie Leibeigenschaft – als würde man (bzw. vor allem die stillende Frau) nur noch existieren, um das Leben und Wohlergehen dieses neuen, Milch, Aufmerksamkeit und Liebe verschlingenden Menschen zu sichern. Das kann echt hart sein. Vielleicht umso härter, je länger und je unabhängiger wir davor unser Leben ohne Kind gelebt haben. Aber was das Freiheitsempfinden anbelangt, so gibt es auch eine gute Nachricht: Es kann sich so herrlich befreiend anfühlen, aus dem wohl besten Grund der Welt aus dem gewohnten Hamsterrad auszusteigen und nicht mehr nur noch daran zu arbeiten, sich selbst, die eigene Karriere, das eigene Aussehen und das eigene Ego zu optimieren, sondern mit Herz und Seele bei etwas zu sein, das plötzlich alles andere ein wenig unwichtiger erscheinen lässt: dem eigenen, wunderbaren, perfekten Kind.


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