Erziehen, ohne laut zu werden – so kann es klappen

Schlafen gehen

Schlafen gehen ist der Klassiker für ein Nonsensspiel: »Heute gehen nur die Erwachsenen ins Bett! Keiner schläft hier!« »Schlafanzüge anziehen verboten! Wirst du wohl das Oberteil wieder hergeben?«

Ebenso lohnt es sich, zum Schlafengehen ein Achtsamkeitsspiel zu machen: »Komm, wir legen uns still hin und lauschen mal, wie viele Vögel zwitschern, wie viele Motorräder auf der Straße fahren, ob wir den Hund vom Nachbarn hören …« RUHE und AUFMERKSAMKEIT helfen, den Tag loszulassen. (…)

(…)

Morgendliches Anziehen

Morgendliches Anziehen ist auch so eine für viele Kinder wenig nachvollziehbare, völlig überflüssige Erwachsenenmarotte. Warum sollte man sich anziehen? Warum überhaupt losgehen? Bei größeren Kindern können wir eine Ansage machen: »Schatz, noch zehn Minuten, spring bitte in deine Klamotten.« Oft können wir die Kinder mit AUSWAHL motivieren: »Möchtest du den roten oder den blauen Pulli? Das neue Kleid oder die neue Bluse?«

Besonders bei widerstrebenden kleinen Kindern unter vier Jahren aber ist es häufig einfacher, ein Spiel draus zu machen.

  • Eine Idee ist es, »toter Mann« zu spielen. Das Kind legt sich hin und entspannt alle Muskeln, als wäre es tot. Ich ziehe es an und stelle mich natürlich möglichst dusselig dabei an, liefere aber gleichzeitig vollen Service. Dieses Spiel hilft besonders morgens oder bei kleinen Kindern, die sehr müde sind. Es eignet sich auch gut, wenn wir sonst dazu neigen, ständig »Hilf doch mal mit!« zu sagen.
  • Wir spielen »Erst ich, dann du« – das Kind darf also mir ein Kleidungsstück anziehen, dann ich dem Kind etc.
  • Wir spielen, das Kind sei ein Pferd, dass ich trensen und satteln muss, eine Feuerwehrfrau, die ihre Montur anzieht etc.
  • Wir legen eine Anziehstraße aus, in der das Kind seine Klamotten quer durch die Wohnung finden und anziehen muss.
  • Socken an den Ohren: Ich bin ja ein großer Freund davon, möglichst viel QUATSCH zu machen. Bei uns hilft daher immer Nonsensanziehen: »Oh Mein Gott! Ich hab vergessen, wie das mit den Socken geht. Warte mal … hier???« Und schon hat das quietschende Kind – oder ich – die Socken an den Ohren. Die Unterhose auf dem Kopf. Oder den Pulli an den Beinen. Ich verspreche, dass das Anziehen auf diese Weise nicht länger dauert, als mit dem Kind zu diskutieren oder um jedes Kleidungsstück zu streiten, dass es aber deutlich mehr Spaß macht! (…)

Wenn wir alltägliche Aufgaben mit Humor und Fantasie erledigen, machen sie nicht nur mehr Spaß, die Kinder machen auch besser mit!

Nicola Schmidt
„Erziehen ohne Schimpfen“

ISBN 978-3-833-86856-6
16,99 €
erhältlich bei Graefe und Unzer


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