Doch es gibt Abhilfe: Eine Kinderfrau für nachts scheint sich zu einem Trend zu mausern. In den USA ist die Night Nanny zumindest gut gebucht und im Kinofilm Tully wurde ihr sogar eine kleine, liebevolle Hommage gewidmet. In Großbritannien gibt es schon seit 1999 eine extra Agentur für Night Nannys, die heute über 200 Betreuerinnen vermittelt und schon mehr als 10.000 Familien unterstützt hat.
So funktioniert’s: Die Night Nanny wird mindestens acht Stunden lang gebucht und kommt gegen Abend. Sie kann im Kinderzimmer schlafen, man muss ihr also kein eigenes Zimmer stellen (wie es z.B. bei einer Au-Pair nötig wäre). Sie kümmert sich insbesondere bei sehr kleinen Kindern darum, den Schlafrhythmus zu verbessern.
Klingt gut? Jein. Zum einen sind da die Kosten von mindestens 200 Euro pro Nacht. Sich einen stundenweisen Babysitter zu leisten, ist für das Haushaltsbudget schon nicht ganz ohne. Aber eine ganze Nacht, und das regelmäßig, können sich wohl nur sehr gut verdienende Familien leisten – und somit gerade diejenigen nicht, die es besonders benötigen würden (Alleinerziehende, Schichtarbeiter). Zum anderen hätten einige Eltern das Gefühl, einen wichtigen Teil im Lebens des Babys wortwörtlich zu verschlafen. Da nagt das schlechte Gewissen …
Welche Alternativen gibt es zu einer Night Nanny?
An erster Stelle sind da natürlich die Großeltern zu nennen. Selbst wenn sie nicht in der gleichen Stadt wohnen, kann man das mal ausprobieren. In unserem Fall kamen sie aus Bayern nach Hamburg, übernachteten auf unserem Sofa, und ich überraschte meinen Mann mit einer Hotelübernachtung. Inklusive Spa, hurra! Stets dabei waren allerdings unsere Smartphones, denn so recht trauten wir dem Frieden nicht. Doch es klappte bestens. Und wir schliefen das erste Mal seit langer Zeit wieder bis 9 Uhr morgens. Was für ein Luxus!
Wenn die Familie nicht zur Hand ist, können Sie sich auch mal in Ihrem Freundeskreis umhören. Gibt es enge Freunde, den Patenonkel oder die Patentante, die einmal einspringen könnten? Zusammen mit einem Care Paket, bestehend aus Pizza oder Sushi, Bier oder Wein, und Netflix, sollte sich der ein oder andere vielleicht überzeugen lassen.
Wer etwas mehr Platz in seinem Zuhause hat und an einer langfristigen Lösung interessiert ist, ist mit einem Au Pair gut beraten. Von 2012 bis 2017 hat sich deren Zahl fast verdoppelt, wie das Statistik-Portal statista verrät. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Kinder lernen einen anderen Kulturkreis kennen, und haben lange Zeit, Vertrauen aufzubauen. Ein Nachteil kann jedoch sein, dass es einige Zeit dauern kann, bis diese neue Person echter Teil der Familie geworden ist und die Privatsphäre leiden könnte.
Immer mehr Großstädte bieten außerdem 24 Stunden-KiTas an. Gerade bei Alleinerziehenden oder Schichtarbeitern kann das eine echte Entlastung sein, und fügt, wenn das Angebot gut ist, dem Kind keinen Schaden zu. Gemeint ist hier natürlich nicht, dass das Kleine 24 Stunden abgeschoben wird, sondern dass KiTas flexibel, so auch nachts, auf die Bedürfnisse der Eltern eingehen.
Wie auch immer sich Eltern entscheiden – Nächte ohne fremde Hilfe alleine handzuhaben oder sich externe Hilfe zu holen – bevor man vorschnell über andere urteilt, sollte man davon ausgehen, dass wohl niemandem die Entscheidung, sein Kind in Fremdbetreuung zu geben, leichtfällt. Doch manchmal ist es nötig: für die eigene Gesundheit, das Leben als Paar oder für den Job.