Jede Minute, die ein Babysitter auf den Nachwuchs aufpasst, kann Gold wert sein. Denn nur zufriedene, entspannte Eltern sind gute Eltern. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, ein kleines Kind einem Fremden anzuvertrauen? Und wie lang darf es sein, eine halbe Stunde am Nachmittag oder die ganze Nacht?
Bevor unser Sohn geboren wurde, hatten mein Mann und ich vereinbart, dass wir ihn mit etwa einem halben Jahr ab und an mal in die Obhut einer Babysitterin geben werden, um ein wenig Zeit für uns als Paar zu haben. Soweit die Theorie. In der Praxis war der junge Mann mit einem gesunden Appetit gesegnet, den er allerdings auf keinen Fall durch eine Flasche stillen wollte. Also war ich gefragt, insbesondere abends teilweise alle zwei Stunden zu stillen. Ich tat das gern, doch eigentlich hatten wir uns nicht ausgemalt, dass der Sohnemann so stur auf eine Nahrungsquelle fixiert sein würde. Nun ja, er wuchs zumindest prächtig und kugelrund heran.
Erst als er etwa 1 ½ Jahre war, wagten wir den Versuch, eine Babysitterin zu engagieren. Was ordentlich nach hinten losging. Er konnte die junge, sehr bemühte und eigentlich mit Kindern erfahrene Studentin einfach nicht ausstehen. Lautstarker Protest war vorprogrammiert, wir dachten gar nicht daran, das Haus länger als zehn Minuten zu verlassen. Wir versuchten es ein halbes Dutzend Mal, spielten gemeinsam, aßen zusammen. Ohne Erfolg: Sobald wir den Raum verließen, machte er ihr die Hölle heiß.
Mancher Leser mag nun einwenden, dass unser Sohn einfach noch zu jung dafür war. Manch anderer Leser mag sagen, dass wir nicht konsequent genug waren. Was auch immer Ihre Meinung dazu ist, liebe Leserin oder lieber Leser – mein Bauchgefühl als Mutter riet mir, abzuwarten. Und der Moment kam: Heute ist der Kleine zwei Jahre alt und liebt seine Babysitterin, wieder eine Studentin, die er diesmal jedoch schnell in sein kleines Herz geschlossen hatte. Sie kommt etwa ein Mal pro Woche abends zu uns, und wir genießen ein Dinner zu zweit, gehen spazieren oder in eine Bar. Quality Time fürs Eheleben!
Aber geht da noch mehr? Eine Betreuung über Nacht zum Beispiel?
Wie gut würde es tun, endlich einmal wieder durchschlafen zu können, ohne bei dem kleinsten Mucks aufzuwachen. Sich an den Partner zu schmiegen statt den Nachwuchs zu kuscheln. Ausgiebig feiern zu gehen, ohne auf die Uhr sehen zu müssen. Am Schreibtisch endlich wieder Leistung bringen zu können, statt über den E-Mails beinahe einzuschlafen. Oder, im Fall von Geschwisterkindern, sich um das Neugeborene zu kümmern, während jemand anderes über den Schlaf des Kleinkinds wacht. Auch im schlimmen Fall postnataler Depressionen oder für Alleinerziehende, die zwischen Kind- und Job-Anforderungen förmlich untergehen, wäre das eine sinnvolle Sache.
Die wenigsten regulären Babysitter bieten jedoch eine Kinderbetreuung über Nacht an: die ältere Dame braucht ihren wohlverdienten Schlaf, die Studentin will zu ihrem Freund – und abgesehen davon wären die Kosten auf Stundenbasis für die Eltern auch nicht ohne.