Da ich es, völlig unpolitisch, genauer wissen wollte und Sie hier nicht nur mit einem gefühlten Trend und obiger Einzelfallanalyse unterhalten wollte, habe ich mir die Daten vom Statistischen Bundesamt schicken lassen. Auch hier sagte man, so einfach auf Knopfdruck sei das nicht zu bekommen und schickte mir dann einen Zip-Ordner mit zig Tabellen. Zum Selbstrechnen. Habe ich gemacht. Was herausgekommen ist, lässt sich nicht wirklich als Trend bezeichnen. Wenn wir den Zeitraum zwischen 2012 und 2016 (die aktuellsten mir zur Verfügung stehenden Daten) betrachten, dann könnte man von einer leichten Steigerung um 0,2 Prozentpunkte sprechen. Von 2012 mit 9,0 Prozent auf 9,2 Prozent im Jahr 2016. Insgesamt verändert sich der Anteil der Familien mit drei Kindern über die Jahre aber nur minimal: da von einem Drittkindboom zu sprechen wäre etwas gewagt.
Wie entsteht also der Eindruck? Möglicherweise sind es andere Familien, die mehr Kinder bekommen, so dass es auffälliger wird? Wer sind die Familien, die sich für drei oder mehr Kinder entscheiden?
Kinderreichtum: Risiko oder Statussymbol?
Eine Familie, in der drei oder mehr Kinder leben, wird als Mehrkindfamilie bezeichnet. Früher hieß es häufig „kinderreich“, ein Begriff, welcher heute aus Gründen möglichen Anspielens auf „reich durch Kinder“ oder auch als Abwertung verstanden werden könnte und dadurch vermieden wird.
Laut Statistischem Bundesamt ist der Anteil der Mehrkindfamilien in Deutschland seit der Wiedervereinigung nahezu konstant geblieben und im Schnitt liegt er zwischen 11 und 12 Prozent. Das passt zu meinem obigen Ergebnis.
Und leider ist es nach wie vor auch so, dass das Armutsrisiko mit der Anzahl der Kinder zunimmt. Zwar haben Mehrkindfamilien keine geringeren Einkommen als Familien mit weniger als drei Kindern, nur steht ihnen naturgemäß weniger pro Kopf zur Verfügung. Übrigens ist dies auch einer der am häufigsten genannten Gründe gegen ein weiteres Kind, die Angst sich finanziell zu verschlechtern. Ebenfalls gibt es gewisse Vorurteile gegen Großfamilien. Sie werden häufig sozial schwachen Milieus zugerechnet, haben Probleme geeigneten Wohnraum zu finden oder es werden den Kindern schlechtere sozio-emotionale Entwicklungsbedingungen zugeschrieben. Interessanterweise scheint die Mehrkindfamilie über viele Jahre hinweg tatsächlich nur am unteren und oberen Rand der Gesellschaft stattgefunden zu haben.
Während das gängige Vorurteil existierte, gewisse Familien würden sich über die Anzahl ihrer Kinder durch entsprechende finanzielle staatliche Unterstützungen bereichern, gab es auf der anderen Seite, die ressourcenstarken Familien, in denen ein Kind mehr oder weniger finanziell nicht ins Gewicht fiel, und sogar zur Steigerung ihres Prestiges führten. Gerade bei Gutverdienern. Der Trend ist in Amerika schon länger ganz real und demographisch belegbar. Mehr ist eben mehr. Und wer viel hat, kann sich auch viele leisten. Statussymbol Kind. Aber es sind dort und auch in einigen nordeuropäischen Ländern nicht nur die Mütter und Väter, die quasi per Herkunft schon lange nicht mehr ums goldene Kalb tanzen müssen, sondern auch die gebildeten Frauen in verantwortlichen Positionen, die sich zum einen Kinderbetreuung mit ihrem guten Verdienst dazu kaufen können und auch eher in der Lage sind, Aufteilung von Job und Familie innerhalb und außerhalb des eigenen Reiches besser zu organisieren.