Die eigene Endlichkeit
Neben dem Blick in die Vergangenheit konfrontiert uns die Elternschaft auch mit der Zukunft. Mit der unserer Kinder und auch mit der eigenen.
Noch damit beschäftigt, die Geburt des Kindes zu verarbeiten, steht schon der erste Geburtstag vor der Tür. Die Monate ziehen ins Land, das Kind entwickelt sich. Unsere nächsten Ziele und Gedanken drehen sich darum, welche Schule es besuchen, was es aus seinem Leben machen wird. Während wir begleiten, behüten, Mut zureden und auch ein bisschen lenken, rast unser eigenes Leben an uns vorbei. Während man dem Kind zuschaut, wie es sich zum ersten Mal allein die Schuhe zubindet, versteht man den Lauf der Dinge und des Lebens. Diese Beobachtung ist größtes Glück und Schmerz zugleich, weil wir uns der eigenen Endlichkeit bewusst werden. Im Gegensatz dazu lebt Ihr Kind ganz und gar im Hier und Jetzt, kennt kein Heute und kein Morgen und auch keine Eile. Größer könnte der Gegensatz nicht sein. Und größer könnte auch die Aufgabe nicht sein: Schau her, wie ich die Steinchen aufeinander lege und begreife, wie die Schwerkraft funktioniert und höre mich, wie ich frage, ob du mir ein Buch vorliest und mit mir kuschelst. Was kann es Wichtigeres geben in diesem Augenblick? Genau dies sind die Momente, die unser Glück vollkommen machen. Wenn wir zulassen, dieses Glück zu sehen, dann haben wir wohl alles richtig gemacht und alles verstanden. Darum geht es doch im Leben, nicht wahr?!