In Sachen Beziehung leben uns unsere Eltern so einiges vor – egal, ob im Guten oder Schlechten. Unsere Autorin möchte ihren Eltern für einige vererbte Eigenheiten danken und weiß auch um den Nutzen von negativen Erfahrungen
Gerade in der Jugend begleitet viele der Wunsch, später mal alles besser und vor allem anders als die eigenen Eltern zu machen. Doch je älter man wird, desto weniger kann man sich von der erlebten Sozialisation abkapseln. Diese Erfahrung habe auch ich gemacht. In meiner Partnerschaft wiederholen sich Muster, die bereits meine Eltern mir vorgelebt haben. Sicherlich hatten sie nicht die perfekte Beziehung – aber niemand hätte mir besser beibringen können, wie ich die kleinen und großen Hindernisse im Leben überwinden kann.
Wie uns das Verhalten unserer Eltern beeinflusst
Unsere Eltern vererben uns für Beziehungen viele Eigenheiten. Denn wo sonst erlebt man die reale Welt einer Partnerschaft so hautnah als im Elternhaus? Das heißt aber nicht, dass wir die gleichen Fehler wiederholen müssen. Denn jeder ist Frau oder Herr seines eigenen Lebens. Wirklich wählerisch können wir bei den erlernten Beziehungseigenschaften sowieso nicht sein, aber wir können uns für einen bewussten Umgang mit ihnen entscheiden.
1. Kommunikation – aber auch Schweigen
Meine Eltern haben vieles ausdiskutiert – oft bis zum letzten Detail. Vor allem in meiner Jugend war das anstrengend, weil ich es als Zeitverschwendung angesehen und mir mehr Pragmatismus gewünscht habe. Heute weiß ich, wie wichtig Kommunikation ist. Meine jugendliche Sicht war naiv, denn wer über Jahre eine funktionierende Partnerschaft führen will, muss lernen, richtig zu kommunizieren. Im Mittelpunkt steht dabei auch, dass man seinem Partner ehrlich zuhört, ohne seine eigenen Bedürfnisse zu vergessen.
Was ich gelernt habe: Auch wenn ich merke, dass ich wie meine Eltern gern meinen Standpunkt vertrete und Kommunikation als wichtig erachte, gibt es Grenzen. Manchmal muss ich auch nachgeben. Das weiß ich aus meiner eigenen Beziehung.
2. Konflikt – der richtige Umgang
Streit gehört zu jeder Beziehung, auch das haben mir meine Eltern gelehrt. Zwei Personen, die in einem Nähe-Verhältnis miteinander durchs Leben gehen, müssen gewisse Dinge ausfechten. Doch während ich bei Bekannten immer wieder den Horror von Beziehungsstreits mitbekomme, haben meine Eltern mir vor allem Deeskalationsstrategien vermittelt. Die Fetzen fliegen zu lassen, ist nicht konstruktiv. Auch dafür haben meine Eltern Dank verdient: Mir wurde keine Harmonie vorgegaukelt, aber ich weiß, dass Streits nicht mit Geschrei enden müssen.
Was ich gelernt habe: Gute Kommunikation und Konflikte gehen Hand in Hand. Denn laut wird nur, wer das Gefühl hat, nicht gehört zu werden. Daher spreche ich Dinge früh an und versuche, sie konstruktiv zu lösen. Nicht immer geht das gut – aber auch dafür findet man eine Lösung. Und manchmal reicht es bereits, sich einfach in den Arm zu nehmen.