Für wen eignet sich Co-Parenting?
Es gibt einige Alleinstehende, die ihren passenden Partner (noch) nicht gefunden haben, die sich aber nicht vorstellen können, ohne Kinder alt zu werden. Und: die biologische Uhr tickt. Für Singles mit ausgeprägtem Kinderwunsch, genau so wie für homosexuelle Paare, die nun mal aus biologischen Gründen nicht zusammen schwanger werden können, kann Co-Parenting eine Lösung sein.
Wie das konkret aussehen kann, ist sehr unterschiedlich. ZDF 37 Grad zeigt zum Beispiel in einer Reportage die Geschichte von Danny und Jacqueline: Er ist schwul, sie ist Single – und sie entschieden sich, gemeinsam Eltern des kleinen Emilian zu werden.
Welche Vorteile kann Co-Parenting haben?
Wie viele Paare kennt ihr, die eigentlich nur noch für den äußeren Schein zusammenbleiben? Oder, noch schlimmer, sich „wegen der Kinder“ (die oft unter den Spannungen zuhause leiden) nicht trennen? Mehren sich in eurem Bekanntenkreis die Scheidungen? Eine Partnerschaft oder eine Ehe hat leider keine Garantie. Es ist viel „Arbeit“ nötig, damit es langfristig hält. Und immer öfter gelingt das klassische Modell Vater-Muter-Kind leider nicht, rund jede dritte Ehe wird geschieden. Nicht selten mutieren Menschen, die sich einst liebten, dann zu erbitterten Gegnern. Und die Kinder und ihre kleinen Persönlichkeiten werden hineingezogen in den Krieg.
Vielleicht können Eltern, die sich zwar nicht mit Liebe, aber mit Wertschätzung, Ehrlichkeit und Verbindlichkeit begegnen, ein mindestens ebenso gutes Vorbild sein. Ich glaube, sie können durchaus, auch ohne dass sie sich gegenseitig lieben, ein Zuhause bieten, in dem sich ein Baby willkommen und sicher fühlt und wo ein heranwachsendes Kind liebevoll auf seinem Weg begleitet wird.
Was sollte man beim Co-Parenting bedenken?
1. Rechtliches
Laut Gesetz können nur zwei Menschen das Sorgerecht für ein Kind teilen. Wenn also beispielsweise ein homosexuelles Paar und eine Co-Mutter gemeinsam Eltern sind, kann das rechtlich nicht abgebildet werden. Zumindest noch nicht: In den Niederlanden gibt es starke Befürworter für ein Gesetz, das bis zu vier Menschen das Sorgerecht überträgt. Und in Kalifornien haben drei homosexuelle, polyamor lebende Männer vor Gericht erstritten, dass sie alle gleichberechtigt „Dada, Daddy und Papa“ für ihre mittlerweile zwei Kinder (die sie mit guten Freundinnen bekommen haben) sein können.
2. Umfeld
Es kann Gegenwind aus Familie- oder Bekanntenkreis wehen, wenn eine Single-Lady ihren Kinderwunsch umsetzt oder ein lesbisches Paar beim Elternabend auftaucht. Aber vielleicht wird nach und nach die Akzeptanz zunehmen, Zeiten ändern sich schließlich.
3. Vorleben von Partnerschaft
Falls das Elternteil dauerhaft Single bleibt, erfahren Kinder zuhause nicht, wie man eine stabile Liebesbeziehung führt. Hierbei sei aber angemerkt: Letztlich geht es Kindern von geschiedenen Eltern ggf. genauso.
4. Theorie und Praxis
Das gemeinsame Kind verbindet zwei Menschen auf besondere Art und Weise. Und wo Menschen miteinander agieren, kann es zu Konflikten kommen. Auch im Co-Parenting ist man nicht vor Diskussionen über Erziehungsstile etc. gefeit.
5. Eine Entscheidung fürs Leben
Wer sich für ein Kind entscheidet, geht eine lebenslange Verantwortung ein. Ich wiederhole: lebenslang. Es lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Selbst wenn sich die Lebenssituation verändert, beispielsweise eine neue Partnerschaft mit mehreren Kindern aus einer vorherigen Beziehung eingegangen wird oder man doch davon träumt, am anderen Ende der Welt ein Motel aufzumachen: An allererster Stelle steht das Wohlergehen des Kindes, eigene Wünsche sollten sich dem unterordnen.
Wie lernen sich Menschen fürs Co-Parenting kennen?
Manche setzen ihren Kinderwunsch mit einem engen Freund oder einer langjährigen Freundin um, andere setzen auf das Internet. Es gibt einige Websites, die sich darauf spezialisiert haben (etwa Familyship.de). Dafür sollte man sich wirklich Zeit nehmen: Es geht schließlich nicht um eine nette Affäre, sondern um eine enge Bindung mit großer Verantwortung. Jemanden zu finden, dessen Werte und Ideen von Familie perfekt zu den eigenen passen, kann ggf. etwas dauern.
Stichwort Kindeswohl: Was sagt die Wissenschaft zum Co-Parenting?
Dr. Andrea Buschner untersuchte die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Die Studie des Instituts für Familienforschung der Universität Bamberg belegt: Es spielt keine Rolle, ob es das klassische Vater-Mutter-Kind-Modell, Mama und Mama, Papa und Papa, Alleinerziehende, Adoptiveltern oder sonstwas sind – damit es Kindern gut geht, ist entscheidend, wie die Qualität der Beziehung ist und dass sie nicht durch Trennung oder Umzug aus der Bahn geworfen werden.
Das ist es doch letztlich, was zählt: Dass wir kleine Menschen beim Großwerden begleiten. Sie sollen sich wohl und geborgen fühlen, vertrauen können. Oder, wie die oben erwähnten drei Papas aus den USA es formulieren: „Liebe macht eine Familie zu einer Familie und die Liebe ist es, die unsere Familie zu einem wundervollen Zuhause für unsere Kinder macht.“