Es soll tatsächlich Paare geben, die ein Kind zeugen, um ihre Partnerschaft zu retten. Was für eine Schnapsidee!
Familiengründung ist so ziemlich das Abenteuerlichste, Verrückteste und Herausforderndste in der Liebe, das man machen kann. Von jetzt auf gleich (naja, 9 Monate später) ändert sich nämlich exakt alles. Lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen: a l l e s.
Das Leben wird auf den Kopf gestellt – und zwar nicht nur ein bißchen
Auch ich dachte während der Schwangerschaft, ach, ein Kind, so wild wird das nicht werden, das Leben geht weiter, mein Mann und ich werden uns alles aufteilen und vieles wird bleiben wie gehabt. Dann kommen unsere Freunde eben statt zum Treffen im Restaurant einfach zum Kochen zu uns, den Haushalt mache ich nebenher sobald little one seinen Mittagsschlaf macht und mein Liebster und ich werden schon nach wenigen Wochen innige Abende zu zweit verbringen können, so ein Baby wird es ja vermutlich rasch draufhaben, einige Stunden durchzuschlafen.
Damit lag ich komplett falsch. Man ist von einem Augenblick auf den anderen fremdbestimmt. Nicht mehr das Liebesglück, sondern das Heranwachsen des kleinen Wesens steht im Mittelpunkt. Die Hormone spielen völlig verrückt. Früher führte das zu leidenschaftlich zerwühlten Bettlaken, jetzt dazu, dass man gar nicht mehr weiß wo oben und unten ist. Hin- und hergerissen zwischen Erschöpfung, Überforderung, ungeahnten Ängsten, elterlichem Gluckenverhalten, Stolz und purer Glückseligkeit. Dieser emotionale Cocktail lässt nicht mehr viel Raum für das Paar-Sein.
Die Tage vergehen im Flug – und Zweisamkeit bleibt auf der Strecke
Die Nächte sind selten erholsam, die Tage ein Dämmerzustand zwischen Baby kuscheln, stillen, schunkeln, stillen … Währenddessen geht der Papa wieder arbeiten (einer muss ja die Brötchen verdienen, hilft ja leider nichts) und verbringt einen komplett anderen Tagesablauf. Der Alltag ist grundverschieden.
Hinzu kommt, dass insgeheim einer den anderen etwas beneidet: um die Ruhe auf dem Arbeitsweg, die Mittagspause mit anderen Erwachsenen einerseits, die Zweisamkeit mit dem Baby und Geborgenheit zu Hause andererseits. Schnell blendet man dabei die Hektik des Jobs beziehungsweise die Anstrengungen eines Lebens mit einem oft aus unerfindlichen Gründen weinenden Baby aus. Verständnis für den anderen? Häufig Fehlanzeige. Noch häufiger: zwei Leben in Parallelwelten.