Aus dem Freundes- und Familienkreis und auch aus den sozialen Medien hören wir immer öfter, dass viele Frauen Apps verwenden, mit denen sie ihren eigenen Zyklus beobachten und so fruchtbare von unfruchtbaren Tagen unterscheiden können. Ist dies auch für Sie eine denkbare Verhütungsmethode?
Wer eine sichere Verhütungsmethode sucht, sollte bei der Auswahl der App sehr sorgfältig sein und sich zunächst über NFP informieren. Nach welcher Methode wertet die App die fruchtbaren Tage eigentlich aus? Es gibt sehr wenige gute, die ich empfehlen könnte, und viele sehr schlechte, die sowohl unsicher in der Ermittlung der fruchtbaren Tage sind als auch mit den eingegebenen Daten teils wüsten Schindluder treiben. Im Kleingedruckten stehen bei Apps, die nicht aus Europa stammen, teils nette Dinge wie: „Wir geben Ihre Daten nur an unsere Businesspartner und Affiliates weiter.“ … Und dann tragen Frauen dort sensible Informationen ein, wann sie Sex hatten oder Alkohol konsumiert haben. An diesem Punkt bin ich für die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sehr dankbar, aber außereuropäische Anbieter müssen sich natürlich nicht daran halten. Wenn ein Anbieter angibt, die App rechne nach einem „cleveren Algorithmus“, dann sagt das gar nichts darüber aus, ob die Methode gründlich wissenschaftlich erforscht und sicher ist. Auch ein TÜV-Siegel oder eine CE-Zertifizierung sagt nichts über die Verhütungssicherheit aus. Ich bin kein wirklich großer Freund der Apps, denn die meisten versprechen mehr Sicherheit, als sie leisten können. Wenn eine App nicht jeden Morgen die Basaltemperatur haben möchte, den Muttermundsschleim mit auswertet (es gibt doch tatsächlich Apps, bei denen die Schleimqualität eingegeben werden kann, diese aber nicht zur Berechnung der Fruchtbarkeit herangezogen wird, gruselig …) und auf einem gesicherten NFP-Verfahren beruht, kann sie keine gute Sicherheit bieten. Wir haben leider seit einigen Jahren wieder ansteigende Abtreibungszahlen in Deutschland. Einer der Faktoren, die als ursächlich angesehen werden, ist die Benutzung von unzulänglichen Apps und dem Wiedererstarken sehr unsicherer Verhütungspraktiken wie dem Coitus interruptus.
Und zum Schluss noch eine Frage zum Mann. Gibt es denn eigentlich auch andere Verhütungsmethoden als das Kondom, die der Mann verwenden kann?
Neben dem Kondom als Methode, die nur für den Zeitpunkt der Anwendung wirkt, gibt es für Männer noch die Vasektomie, das heißt die Durchtrennung der Samenleiter. Mittlerweile ist auch hier die sehr schonende Schlüsselloch-Chirurgie angekommen, die im Nachgang den Männern wenig Wundschmerzen und Probleme bereitet. Natürlich ist die Vasektomie eine endgültige Verhütungsmethode und sollte daher gut überlegt werden, aber ich bin, seitdem ich wieder im deutschen Gesundheitssystem arbeite, immer wieder erstaunt, wie wenig Männer sich bei uns dafür entscheiden. Im angloamerikanischen Raum ist die Vasektomie viel verbreiteter und ich habe von britischen Patientinnen sehr oft auf die Frage nach der Verhütung gehört: „No Problem for me anymore, my partner had the snip.“
Und, was auch noch zu bedenken ist: Kondome schützen auch vor sexuell übertragbaren Erkrankungen und können mit allen anderen hier erwähnten Verhütungsmitteln kombiniert werden.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen und wünschen allen unseren Leserinnen, die für sie richtige Entscheidung zu treffen.
Hier erfahren Sie mehr über Dr. Dorothee Struck
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