Demnach steht zunächst die Erfüllung sog. physiologischer Bedürfnisse im Vordergrund. Dein Kind wird sich nicht auf ein Spiel einlassen können, wenn ihm bspw. zu kalt oder heiß ist, es hungrig, durstig oder müde ist. Sobald das Zimmer verlassen wird, kann beim Kind das Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung wachgerufen werden. Es braucht dann in diesem Moment (noch) die Präsenz von Mutter oder Vater, um sich weiter auf ein Spiel einlassen zu können. Erst, wenn die Sicherheit da ist, kann der Raum zur Erkundung frei werden. Das erklärt, warum Kinder, die sich scheinbar vertieft einer Sache widmen, sofort ihr Spiel beenden, sobald die Bezugsperson das Zimmer verlässt.
Kinder genießen das Beisammensein. Sie haben – wie alle Menschen – ein starkes soziales Bedürfnis nach Zugehörigkeit, nach Austausch miteinander und nach gegenseitiger Zuneigung. Wer ist schon gerne alleine?! Erst darüber geordnet stehen Individualbedürfnisse wie Freiheit, Unabhängigkeit und das der Selbstverwirklichung.
Hinter deinem Wunsch, dass dein Kind alleine spielt, mag also auch dein eigenes Bedürfnis nach „Unabhängigkeit“ stecken. Beobachte dein Kind und versuche zu verstehen, welches Bedürfnis hinter seinem Verhalten steckt. So kannst du es schrittweise an ein zunehmend eigenständiges Spiel heranführen.
Kinder entwickeln sich hinsichtlich ihres Spiels sehr unterschiedlich. Einige Kinder können sich früher alleine beschäftigen als andere. Viele Bedürfnisse müssen erfüllt sein, damit ein Einlassen möglich ist. Kinder spielen am Liebsten in der Nähe ihrer Eltern – und nicht alleine im Kinderzimmer.
Wenn sich dein Kind mit drei Jahren 10-‐30 Minuten alleine beschäftigen kann, dann ist das eine enorme Entwicklung.
Der Weg in das eigenständige Spiel passiert nicht von heute auf morgen. Es bedarf eines sanften Hinführens, einer Vorbereitung und eines Wechselspiels zwischen dem Bieten von Sicherheit & Nähe und dem Zutrauen des Abstandes. Grundvoraussetzung ist, dass dein Kind ausgeglichen, ausgeschlafen und satt ist.
Rahmen ermöglichen
Kinder benötigen einen geeigneten Rahmen, um sich auf ein Spiel einlassen zu können. Dazu braucht es zunächst Zeit. Freie Zeitfenster, ohne Verabredungen oder Termindruck, begünstigen das Einlassen auf ein Spiel. Ablenkungen, durch den laufenden Fernseher oder ein Radio, können dein Kind am Spiel hindern. Ebenso kannst du durch deine Haltung und Ausstrahlung die Atmosphäre positiv beeinflussen. Deine Entspannung und Gelassenheit überträgt sich auf dein Kind und sorgt für eine Atmosphäre, in der dein Kind die Welt erkunden möchte.
Anregungen bieten
Beobachte dein Kind hinsichtlich seiner Beschäftigungsvorlieben. Wofür interessiert es sich derzeit? Zeigt es Interesse an Farben, an Formen, wiederholt es bestimmte Abläufe und Handlungen immer wieder? Oftmals zeigen Kinder auch Vorlieben für Tiere, Autos oder Interesse an Tätigkeiten oder Gegenständen aus dem Haushalt. Versuche deinem Kind eine interessante, anregungsreiche Umgebung zu gestalten. Es braucht darin einerseits vertraute Dinge und gleichzeitig auch neue, überraschende Variationen. Mit solchen Spielsachen oder Materialien erzeugst du die Aufmerksamkeit deines Kindes. Es hat somit immer wieder Interesse, seine Umwelt zu erkunden.
Spielend einlassen
Sollte sich dein Kind noch nicht ohne deine Anwesenheit auf ein Spielen einlassen können, dann lass dich auf ein gemeinsames Spiel ein. Versuche die Spielführung dabei deinem Kind zu überlassen. Du kannst kleine Anregungen bieten, dich aber weitestgehend zurücknehmen. Sieh die positiven Seiten des gemeinsamen Spiels. Dein Kind lernt ganzheitlich aus eurer sozialen Interaktion, z.B. wie das „Nehmen & Geben“ funktioniert oder wie man aufeinander eingeht. Es wir ganzheitlich, sozial emotional und kognitiv davon profitieren. Dein Einsatz lohnt sich also!