Narzissmus: Der Tanz ums eigene Ego
Narzissten sind Menschen, die ums eigene Ego tanzen wie andere um den Maibaum. Ihr großes Lebensthema ist der eigene Selbstwert, auch wenn ihnen das häufig gar nicht so recht bewusst ist. Narzissmus hat immer etwas mit dem Selbstwert zu tun. Dieser ist bei Narzissten stark beschädigt, was sie durch so genanntes „überkompensatorisches Verhalten“ auszugleichen versuchen. Damit ist gemeint, dass sie sich größer machen, geben und darstellen, als sie sich aufgrund biographischer Erfahrungen „tief im Inneren“ fühlen. Und dass sie sich und andere von ihrem „Klein-Ich“ ablenken.
Dabei kommen ganz unterschiedliche Strategien zum Einsatz: beispielsweise andere einschüchtern und abwerten, damit diese ja nicht hinter der Fassade das kleine, verletzte Ich erkennen (und erneut verletzen) könnten. Oder sich in Größenfantasien flüchten und so tun, als sei man wirklich der oder die Größte. Oder sich selbst einen VIP-Status verpassen und vom Umfeld verlangen, dass es einen entsprechend behandelt. Narzissten setzen dabei gerne Regeln, ohne sich unbedingt selber an diese zu halten. Kurz: Narzissten sind zwischenmenschlich eine echte Herausforderung. Für manche sind sie der sprichwörtliche „Endgegner“. Da hilft es meistens auch nicht zu wissen, dass das aufgeblähte Ego der Narzissten biographische Ursachen hat und jene es sich (meist) nicht ausgesucht haben, so zu sein, wie sie sind.
Narzisstische Eltern
Beziehungen mit ausgeprägten Narzisst:innen sind häufig schmerzhaft und halten in der Regel nicht lange. Manchmal kommt es jedoch tatsächlich zur Familiengründung und aus Narzissten werden narzisstische Eltern. Das Fiese: Ihren Kindern ist dies häufig bis ins Erwachsenenalter hinein nicht bewusst, obwohl sie von Kleinauf spürten, dass da etwas ziemlich falsch läuft.
6 Anzeichen für narzisstische Eltern
Die folgenden Anzeichen dafür, dass (mindestens) ein Elternteil von dir einen stark narzisstischen Persönlichkeitsanteil haben dürfte, orientieren sich überwiegend am weitverbreiteten Konzept des „grandiosen Narzissmus“. Wichtig zu wissen ist aber, dass es verschiedene Formen des Narzissmus gibt (u. a. offen, verdeckt, verletzlich usw.), die teilweise weit schwieriger aufzudecken und verstehen sind. Eine Sonderform beschreiben wir in Punkt 6.
1. Invalidierung – die Bedürfnisse des Kindes sind (bestenfalls) sekundär
Narzisstische Eltern kümmern sich viel – um sich selbst. Die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Kinder bleiben dabei leicht auf der Strecke. Mehr noch: Sie werden überwiegend nicht beachtet, übergangen oder sogar offen abgewertet. Zurück bleiben verwirrte Kinder, die sich häufig irgendwann einreden, sie selbst seien das Problem. Dieses Phänomen wird auch als Invalidierung bezeichnet: die/der Andere (der narzisstische Elternteil) übergeht oder entwertet (kindliche) Bedürfnisse und Gefühle – die Betroffenen können so kaum lernen, diese als vollkommen natürlich und berechtigt aufzufassen, was massiv spätere Partnerschaften beeinflussen kann.
2. Die Kinder dienen der eigenen Selbstwerterhöhung
Kinder sind für narzisstische Eltern häufig Vorzeigeobjekte – oder soll(t)en es zumindest sein. Sie verlangen von ihren Kindern gerne Höchstleistungen, z. B. in der Schule, aber auch im Sport und anderen Bereichen. Idealerweise dienen sie somit der eigenen Selbstwerterhöhung. Selbstverständlich sollten ihre Kinder möglichst fügsam und hörig sein, und sich vollkommen ihrem Diktat unterwerfen.