Wir haben zu viel Angst vorm Daten

Ohne Mut wird es nichts mit der Liebe. Aber wie lässt sich Hoffnung bewahren, wenn immer wieder Fehlschläge drohen, fragt sich unsere anonyme beziehungsweise-Leserin.

Woran hat es diesmal gelegen?

Dieses Gefühl verhält sich wie dieser eine „gute“ Freund, der einst in der Welt verloren gegangen ist und nun plötzlich wieder vor der eigenen Tür steht. Den ich ebenso freudig, wenn auch überraschend begrüße, nach kurzen Minuten aber feststelle, dass wir uns nichts mehr zu sagen haben. Und mit diesem Gefühl, diese eine Frage: Woran es diesmal gelegen hat. 

Und ich sitze noch lange dort und wenn ich endlich den Verstand wiedergefunden habe, die Beine ihren Anweisungen nicht länger widerstreben, da hinterlasse ich noch schnell eine kleine Notiz an der Tür des Anderen. Eine kleine Anmerkung und die eigene Hausnummer, in der Hoffnung wir würden uns noch einmal wiedersehen. Ich trotte also davon, mit Schmerzen in der Brust und einem Kloß im Hals, der sich einfach nicht herunterschlucken lassen will. Und in meinem Kopf diese kleine, fiese Stimme, die lauter wird sobald ich sie ignoriere. 

Und ich sinniere darüber, dass es doch wirklich eine verzwickte Situation ist. Diese Sache mit den Gefühlen. Ich versuch mir gut zuzureden, aber am Ende finde ich nur mich. Und meine Gedanken. Wütend werfe ich das Papier, welches ich zuletzt krampfhaft festgehalten habe, in eine Ecke. Und die Schleife gleich hinterher. 

Ich fühle mich leer und ausgelaugt

Und ich bemerke gar nicht wie leuchtend die Farben immer noch sind. Wie sehr sie in der Sonne funkeln. Zu Hause angekommen falle ich weinend aufs Bett. Die Knochen sind schwer, die Gedanken noch schwerer. Ich fühle mich leer und ausgelaugt. Da ist kein Mut mehr, nur die Angst. Und ich verfluche den Mut, dieses dumme Stück, ich verfluche mich selbst. 

Aber ganz tief, in sich drinnen, da realisiere ich, dass da immer noch so viel ist. So viel Liebe, so viel Herz. Nach all der Zeit. Aber auch Schmerz. Und ich schwöre mir feierlich und voller Trotz, dass es nie wieder dazu kommen wird. Nie wieder Schmerz, nie wieder klein fühlen. Nie. Nie wieder. Niemals. Niemals nie. 

Und doch. Es bleibt dieser kleine Hoffnungsschimmer im Herzen, das mittlerweile ziemlich mitgenommen aussieht. Aber noch schlägt. Und ich lausche dem Wummern, ich lausche mir selbst. Höre und sehe in mich hinein. Ich spüre, dass ich eben doch noch spüren kann, dass ich eben doch noch spüren will. 

Und ich entdecke in mir das kleine bisschen Liebe, welches sich versteckt. An einem besonderen Ort, zu dem man nur selbst Zugang hat. Für schlechte Zeiten. 


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