Wir haben zu viel Angst vorm Daten

Ohne Mut wird es nichts mit der Liebe. Aber wie lässt sich Hoffnung bewahren, wenn immer wieder Fehlschläge drohen, fragt sich unsere anonyme beziehungsweise-Leserin.

Beide müssen einen Schritt machen

Mit dem Geschenkpapier in der einen und der Schleife in der anderen Hand. Ich geht und manchmal da renne ich auch ein bisschen, manchmal taste ich mich vorsichtig abwägend vor, aber ich gehe. Und es fühlt sich gut an, bis ich auf die Wand des Anderen stoße und bemerke wie dick und kalt sie ist. Und ich realisiere, dass ich nicht die einzige bin, die sich in ihrem Haus vergräbt. Und dass es absolut nichts bringt dem anderen entgegenzukommen, wenn dieser noch nicht einmal die Tür geöffnet, geschweige denn einen Schritt in meine Richtung gemacht hat. 

Aber weil ich diesen langen Weg schon gegangen bin, das Herz noch voll Hoffnung und Mut pulsiert, da mache ich es mir gemütlich vor dem Haus. Welches nicht mein eigenes ist. Ich ignoriere das leichte Ziehen in der Brust und das ungute Grummeln in der Magengegend. Ich setze mich und schaue dem anderen beim Leben zu. Wenn er ab und zu das das Fenster öffnet, freue ich mich. Weil ich genau dann das Gefühl bekomme, den Mut nur ein kleines bisschen fester an die Hand nehmen zu müssen, nur um sicher zu gehen, dass er mich nicht verlässt. Und die Geduld an die andere Hand. 

Lohnt es sich zu warten?

Ich rede mir ein, warten zu können. Das ungute Gefühl versuche ich zu überdecken, weil es sich am Ende doch lohnen könnte. Die Tür hat schließlich schon geknarrt, so als würde sie jeden Moment aufgerissen. Aber die Male wo ich Rücken an Rücken sitzend über das Leben spreche, zärtliche Berührungen austausche und sich immer verbundener fühle, werden seltener. Und ich frage mich, was denn nun passiert ist. 

Also versuche ich noch entschlossener zu sein, noch mutiger. Mich hineinzustürzen in die hohen Wellen, die mich längst übermannt haben. Manchmal taucht plötzlich eine andere Person auf, die den Platz an der Wand einnehmen will. Manchmal, da entfernt sich der Andere auch einfach nur. Ich wird zurückgelassen mit diesem Gefühl, diesem einen bestimmten Gefühl, welches ich tief vergraben habe. Was nun wieder zum Vorschein kommt, die Oberfläche durchbricht und einen strahlend anlächelt. So als hätte man sich viel zu erzählen, nach all den Tagen, Wochen und Monaten. 


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