Wir haben zu viel Angst vorm Daten

Ohne Mut wird es nichts mit der Liebe. Aber wie lässt sich Hoffnung bewahren, wenn immer wieder Fehlschläge drohen, fragt sich unsere anonyme beziehungsweise-Leserin.

Die Sache mit dem Daten ist doch die: Wir alle haben einfach zu viel Angst. Angst zu viel zu geben, zu viel zu nehmen, zu viel zu sein, zu wenig zu sein, zu viel zu fragen, zu viel zu antworten. Unsere Herzen tragen zu viele Narben, als dass wir sie so leichtfertig einpacken wollen. Als Geschenk. Mit einer riesigen Schleife. Als dass wir sie so feierlich überreichen mögen, mit einer Notiz versehen: Pass gut darauf auf. Beschütze es. Und wenn du das nicht kannst, dann bitte, gib es mir einfach zurück. 

Das alles will niemand riskieren, also bleibt jeder bei sich. In seinem kleinen Häuschen, hinter einer Wand aus Glas. Mal dicker, mal weniger dick. Durch die man wunderbar sehen kann, und auch ein bisschen spüren, aber eben nie zu viel. Und wenn dann jemanden kennenlernt, das Vertrauen sich regt und die Hoffnung sich leise gähnend aufrichtet, dann klopft auch die Angst. Diesmal lauter, weil sie einen an das erinnern will, was man erlebt hat. „Sei nicht dumm Kind, lass niemanden hinein!

Man will sich nicht angreifbar machen

Dabei bemerken wir gar nicht, dass sie längt offensteht, die Tür. Dass wir das Geschenkpapier und die riesige Schleife längst gekauft haben, es in letzter Zeit immer wieder in die Hand genommen haben, langsam mit dem Finger über die Kanten gestrichen sind. Alles mit höchster Vorsicht, damit man sich an den scharfen Kanten nicht schneidet. Und in diesem Moment, in dem das Bewusstsein seinen Kopf zur Tür hereinstreckt, da beginnt das Gedankenkarussell sich zu drehen. Es wird schneller und schneller, so dass einem ganz schwindelig wird, man die Augen fest zusammenkneifen muss. Und die Vernunft beschließt, dass du dich schützen musst. Dass du niemals mehr geben solltest als dein Gegenüber, weil du dich ansonsten lächerlich machen würdest. Und angreifbar. 

Aber nach kurzem Zögern, nach kurzem Innehalten, das greife ich nach der Türklinke und ziehe sie ein kleines Stückchen zu mir. Lasse noch etwas mehr Luft herein, die nach Schokolade schmeckt, und nach frisch gebackenem Pflaumenkuchen. Mit Streuseln. Und Zimt. Und plötzlich durchzuckt mich dieser Mut, von dem alle reden, und ich werde leicht und schwerelos. Ich reiße die Tür auf, betrete den Rasen vor dem Haus, fühle die Sonnenstrahlen auf meiner Haut und marschiere los. 


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