Wie ich unsere Hochzeit platzen ließ

Heiraten ist nichts für Feiglinge. Unser anonymer Autor bereut noch viele Jahre später, dass er damals nicht den nötigen Mut aufbrachte. Wie aus einem Tag des Glücks etwas unvergesslich Trauriges wurde

Heute weiß ich, dass es ein Fehler war, dich gehen zu lassen. Wir waren jung, verliebt, verrückt und lebensfroh. 2008 … Erinnerst du dich? Ich war gerade 18 und du 17, wir lernten uns ganz zufällig auf der Straße kennen. Ich traf einen alten Freund und er kannte dich, er war mit dir verabredet und da bist du erschienen. Blondes Haar, blaue Augen, deine Haut braun, wie von der Sonne geküsst. Du stelltest dich vor, doch ich war so überwältigt von dir, dass ich dich nur fassungslos anstarrte. Du sagtest nur „Ähm, okay, wir gehen dann jetzt“, und schon seid ihr um die Ecke gebogen.

Den Abend verbrachte ich am Rechner und durchsuchte das Netz mit nicht mehr als deinem Namen, vergebens. Ich schrieb unserem gemeinsamen Freund, keine Reaktion. Enttäuscht ging ich zu Bett. Am Morgen dann die erlösende Nachricht in meinem Messenger: „Ja, sie wohnt nur zwei Straßen weiter. Ich kenne sie noch aus der Grundschule. Aber was willst du von ihr?“

Wir verabredeten uns und ich erzählte ihm, wie sehr sie mich umgehauen hat und dass ich sie wiedersehen muss. Er grinste und sagte, dass er das organisieren könne. Ich wartete ab, er fragte nur, wann ich mein nächstes Fußballspiel hätte, es war Samstag. Am Samstag ging das Spiel um Punkt 11 Uhr los, es war ein sonniger Sommermorgen und unsere Mannschaft hatte gute Chancen auf den Sieg. Da sah ich … dich.

Hellblaue Jeans und eine weiße Sommerjacke. Mein Herz machte einen Sprung, es war ein Gefühl der Euphorie, das du an diesem Tag in mir ausgelöst hast. Wir verloren 3:1, doch mein Grinsen konnte mir die Niederlage nicht nehmen. Ich glaube, ich hätte 12:0 verlieren und mit einem gebrochenen Bein vom Feld humpeln können, es hätte mir nicht den Tag verdorben.


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