Wie ich die Friendzone endgültig verlassen habe

Und dann, Ende 20, hatte ich endgültig genug. In mir hatte sich mit den Jahren eine riesige Wut aufgestaut. Wenn ich anderen Männern, die sich in einer ähnlichen Situation wie ich damals befinden, einen Rat geben darf, dann diesen: Nehmt eure Wut ganz genau wahr! Sie will euch etwas mitteilen. Sie ist eine Kraftquelle und muss nicht destruktiv sein. Ich bin mir sicher, auch ihr tragt sie schon seit Jahren mit euch rum.

Keine Kämpferimpulse vorhanden

Ich verbrachte schließlich mehr Zeit mit meinen männlichen Freunden, die ich bisher eher stiefmütterlich behandelt hatte. Ich stellte fest, dass es vielen von ihnen ähnlich wie mir erging, obwohl sie bereits über langjährige Beziehungserfahrungen verfügten. Wir alle hatten Angst vor unserer inneren Aggression, vor unseren Kämpfer- und Erobererimpulsen. Am liebsten wäre es uns gewesen, wenn uns unsere Traumfrau eines Tages einfach auf der Straße angesprochen und ihre Liebe gestanden hätte.

Aktivität (Forschheit, Mut, Entschlussfreudigkeit) und Risiko machten uns Angst. Doch Passivität führt nun mal leider auf direktem Weg in die Friendzone.

Wir schlossen den Pakt, uns Schritt für Schritt zu verändern und uns dabei gegenseitig zu unterstützen, freundschaftlich aufzufangen bei Rückschlägen, gegenseitig zu motivieren bei Durchhängphasen.

Eine unerwartete Veränderung

In den Monaten, die folgten, fand eine sonderbare Veränderung in uns allen statt. Wir genossen die Zeit zusammen, echte, reine Männerzeit, in der wir zwar manchmal noch über Frauen diskutierten, die meiste Zeit aber einfach unser „eigenes Ding“ machten.

Wir lösten unsere Abhängigkeit und Bedürftigkeit auf. Das spürten dann irgendwann auch die Frauen. Einige meiner ehemaligen „besten Freundinnen“ kamen mit diesem Wandel nicht zurecht und die Freundschaft zerbrach. Andere sagten etwas wie: „Wow, du hast dich wahnsinnig verändert“ und ich konnte mit ihnen das nachholen, wonach ich mich jahrelang gesehnt hatte.

Das Rezept war ganz einfach und zugleich furchtbar schwer: Ich musste mich einfach nur als Mann zeigen, statt mich selbst allein auf mein Menschsein zu reduzieren – und schon lag die Friendzone hinter mir. Fortan konnte ich wählen, wie ich einer attraktiven Frau begegnen wollte. Als potenzieller Partner / Liebhaber oder als guter Freund. Wenn die Chemie stimmt, kann beides erfüllend sein. Aber eben nur dann, wenn die „Wahl“ nicht von den eigenen Ängsten diktiert wird.


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