Wie geht Vertrauen?

Es kann so schnell gehen: betrogen werden – aber auch selbst untreu sein. Das Vertrauen unserer anonymen beziehungsweise-Autorin wurde oft missbraucht. Und schließlich fand sie sich selbst in einer Situation wieder, die ihre Werte in Frage stellte

Ich frage mich des Öfteren: Kann man einem Menschen bedingungslos vertrauen? Für mich ist das ein sehr schwieriges Thema, das alte Wunden aufreißt und auch in der Gegenwart immer wieder zu Problemen führt. Ich habe zwei gescheiterte Beziehungen hinter mir und das Thema „Vertrauen“ war eigentlich der häufigste Grund für Konflikte.

Wie kann man seinem Partner uneingeschränktes Vertrauen entgegenbringen? Das habe ich mich schon immer gefragt. In meiner ersten Beziehung (die „erste große Liebe“) wurde ich mehrfach von meinem Partner hintergangen. Er hat mich nicht mit Respekt behandelt, gelogen und meine damalige Naivität schamlos ausgenutzt. Nach fünf Jahren (wie habe ich das so lange ausgehalten?) hat er sich aufgrund einer anderen Frau von mir getrennt.

Ich fürchtete, niemals wieder vertrauen zu können

In diesem Moment dachte ich, dass ich niemals darüber hinwegkommen könnte und war komplett am Boden zerstört. Dann habe ich aber nach einigen Monaten eingesehen, dass es das Beste für mich war. All dieser Lug und Betrug hinterließ natürlich Spuren, vor allem in meinem Selbstwertgefühl und Urteilsvermögen. Ich dachte mir: Wie zur Hölle soll ich jemals wieder einen Mann in mein Leben lassen und eine auf Vertrauen basierte Partnerschaft eingehen?

Ich war noch sehr jung und bin kurz darauf mit einem Bekannten aus meinem Freundeskreis zusammengekommen. Wir hatten eine schöne gemeinsame Zeit, alles war etwas ernster und reifer und wir zogen sogar in eine gemeinsame Wohnung. Tatsächlich habe ich geglaubt, dass dieser Mann mich niemals verletzen oder hintergehen könnte. Ich gab ihm einen heftigen Vertrauensvorschuss.

In unserem ersten Beziehungsjahr küsste er am Vatertag betrunken eine andere, eine Bekannte aus unserem Ort. Er hat es mir einen Tag später mitten auf der Geburtstagsfeier einer Freundin gebeichtet. Ich fiel aus allen Wolken. Erstens, weil es mir extrem unangenehm vor unseren ganzen Freunden und Bekannten war und zweitens, da dieses Geständnis völlig unerwartet für mich kam. Zu seiner und meiner Überraschung verzieh ich ihm. Ich war zutiefst verletzt und gedemütigt, aber bin einfach nicht der Typ, der direkt alles hinschmeißt und aufgibt. Ab dem Zeitpunkt kam eine Phase, in der er sehr unzufrieden in unserer Beziehung war. Er wollte mich verlassen, deshalb auch der Kuss mit der anderen Frau. Es war eine Reaktion auf seine innersten Gefühle.


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