Wie der Geist zum Zombie wurde

Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin erlebt eine Freundschaft Plus Minus Null mit einem Beigeschmack.

Da ich bis dahin noch nie Opfer von Ghosting geworden war und dies nur als üble Stories meiner Freundinnen kannte, wurde ich wütend. Ich überlegte hin und her. Anstatt ihm nun böse Nachrichten zu schreiben oder einen wütenden Anruf zu tätigen, dachte ich mir etwas Anderes aus. Ich kann supergut kochen und habe einen interessanten und unterhaltsamen Freundeskreis. Also schrieb ich ihm nach einigen Wochen Kontaktlosigkeit freundlich, ob er Lust hätte mit uns zu Essen und danach tanzen zu gehen.

Ein netter Abschluss – statt Ghosting

Ich erklärte ihm auf die Frage des „Warum?“, dass ich es besser fände einen netten Abschluss zu finden statt einfach zu ghosten. Er kam dann auch. Es gefiel ihm bei uns. Meine Freunde mochten ihn. Und ich war locker und entspannt. 1:0 für mich dachte ich.

Ihm gefielt es so gut, dass er ab dann jedes Wochenende kam, um mit uns zu feiern. Er war ein Teil der Gruppe geworden. Wir gingen zusammen auf Konzerte, tanzten Salsa, stromerten durch Berlin. Er schrieb in unserer WhatsApp-Gruppe mit. An den Abenden küssten wir uns heiß, umarmten uns lange. Er nahm auch seine Kumpels mit zu unseren Parties.

Was allerdings merkwürdig war: auf die Frage nach Einzel-Dates wich er immer aus, oder verschob die Termine. Er faselte mal was von Freundschaft Plus. Allerdings hatten wir gar keinen Sex mehr. Also irgendwie Freundschaft Plus mit Küssen? Vor Gesprächen oder Telefonaten mit mir drückte er sich. 

Mittlerweile antwortet er auch nicht mehr regelmäßig auf meine Nachrichten, beteiligt sich aber rege in der WhatsApp-Gruppe. Er hat also quasi wieder geghostet auf eine Art. Allerdings nun live in meiner Clique. Für mich ist das eher eine Freundschaft Plus Minus Null mit einem unangenehmen Beigeschmack.

Freundschaft Plus Minus Null mit einem Beigeschmack

Am Sonntag fühle ich mich noch ganz glücklich, Mitte der Woche überkommt mich eine Art Traurigkeit und am Freitag habe ich ihn emotional abgehakt. Problem nur: dann kommt wieder der Party-Samstag und alles geht von vorne los. Ich dachte, ich sei schlau, indem ich das Ghosten nicht zugelassen habe. Jetzt habe ich dafür einen lebenden Zombie.

Ich würde ihn am liebsten aus der Clique schmeißen. Meine Freunde finden das allerdings nicht fair. Mein Happy Place am Wochenende ist nicht mehr das, was er war.

Mein Tipp für alle, die von Ghosting betroffen sind: ja, es fühlt sich richtig Scheiße an. Versucht aber lieber nicht den Geist zu reanimieren. Wer ghostet, wird das auch immer wieder tun. Und mit einem lebenden Zombie tut man seinem Selbstwertgefühl auch keinen Gefallen.


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