Wie der Geist zum Zombie wurde

Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin erlebt eine Freundschaft Plus Minus Null mit einem Beigeschmack.

Im Lockdown-Frühling war ich mit einem Kumpel im Park unterwegs als ER meinen Weg kreuzte. Ich hatte eigentlich nicht vor an meinem Single-Status etwas zu ändern und hatte noch zu knabbern am Ende der letzten Affäre. Wir standen in einer kleineren Gruppe herum und unterhielten uns. Als ich den Weg zur Toilette nahm, kam er mir hinterhergelaufen.

Ich fand das seltsam und war auch nicht sehr angetan. Er schaute mir lange in die Augen und umarmte mich. Mir wurde das alles zu viel, ich trennte mich und lief zur Gruppe zurück. Als er dann noch meine Hand nahm, war es bei mir vorbei. Ich wies ihn entschieden zurück, worauf er wütend wurde und sich mit seinem Freund auf den Heimweg machte. Nummern hatten wir irgendwann zwischen drinnen ausgetauscht.

In den nächsten Tagen schrieb er mir unzählige Nachrichten. Er schlug Treffen vor und berichtete mir von seinem Tagesablauf. Er wolle mich so gerne kennenlernen, möglichst viel Zeit mit mir verbringen… Mein Bauchgefühl sagte mir eindeutig: „Nein“. Mir ging das alles zu schnell. Aber ich war auch neugierig auf den Mann, der mich offensichtlich so spannend fand, dass er dranblieb.

Er fand mich offensichtlich sehr spannend

Nach ein paar Tagen knickte ich ein. Wir trafen uns im Park. Er hatte ein Kartenspiel dabei und zeigte mir Zaubertricks. Das hatte etwas Rührendes an sich. Er gab sich offensichtlich Mühe mir zu gefallen. Wir küssten uns etwas später und landeten im Bett. Es war der Wahnsinn. Er war so liebevoll. Wir quatschten stundenlang nachts. Er zeigte mir Bilder aus seiner Heimat bei Googlemaps und sprach über seine Familie. Wir hörten unsere Lieblingslieder auf Youtube. Es fühlte sich auf einmal alles so richtig an.

Auf dem Heimweg schrieb er mir eine sehr emotionale Nachricht. Er wäre so ein toller Abend gewesen, ich eine tolle Frau und überhaupt. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch. Er hatte mein Herz berührt.

Die kommenden Tage schrieb er mit etwas weniger Enthusiasmus. Aber gut. Ich dachte mir wenig dabei. Am nächsten Wochenende schrieben wir ein bisschen hin und her. Wir waren beide mit Freunden verabredet. Er sagte, er melde sich. Wir trafen uns dann zufällig im Park wieder. Diesmal übernachtete er bei mir. Das Ganze wiederholte sich dann noch einmal. Ich merkte nach dem dritten Sex, dass er Kontakt seinerseits immer spärlicher wurde. Liebe Nachrichten blieben aus. Ab seinem Urlaub schrieb er dann gar nicht mehr.


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