So fern und doch so nah. Warum Liebe auch Abstand benötigt, um wachsen zu können. Eine Liebesgeschichte von Carolin
Ich rieche deine Haut, dein Haar und ich weiß, dass dieser Geruch mich mein ganzes Leben begleiten darf. Er ist mir so bekannt und doch löst er in mir dieses Bauchkribbeln aus, als wäre es erst gestern gewesen, als wir zu betrunken waren, um uns ernsthaft wahrzunehmen, aber uns ständig in der Nähe des Anderen aufgehalten haben. Du bist vermutlich das Schönste, was ich meinem bisherigen Leben erfahren durfte.
Du warst vergeben und ich der festen Überzeugung, keine Lust auf Verantwortung zu haben. Wie es das Schicksal oder der Zufall wollte, haben wir uns immer und immer wieder gesehen: im Studium, auf Partys oder bei Ausflügen auf den Rummel.
Deine Fernbeziehung war dir wichtig, das hast du immer betont, aber du musstest mir jeden Tag schreiben. Und ich stand da und dachte mir: „Kein Ding, sie soll da mal ihre Beziehung führen.“ Aber eines Tages schafften wir es nicht mehr, uns nicht mehr zu sehen. Eines Tages schafften wir es nicht mehr, uns nicht mehr anzusehen. Eines Tages schafften wir schließlich nicht mehr, uns nicht mehr zu berühren. Das war der Tag, an dem ich es schaffte, dir die Pistole auf die Brust zu setzen und zu sagen, dass es so nicht weitergeht. Und alles kam, wie es kommen musste. Du hast dich getrennt und ich war Hals über Kopf verliebt.
Wie bleibt das Schönste der Welt aber auf Dauer das Schönste der Welt?
Bisher haben wir über ein Jahr geschafft – ohne auch nur einen Hauch unserer Liebe zu verlieren. Manchmal sehen wir uns an und gucken dann – grinsend – wieder weg. Ich liebe dieses jugendliche Gefühl.
Meistens macht man ja etwas mit der Person, die man liebt. Die gemeinsame Zeit mit der Person, die man liebt, ist immer schön, sie schafft Erinnerung.
Ich liebe es, wenn du abends von der Arbeit kommst und ich warte bereits auf dich, warte auf dein Lächeln, wenn du mich siehst und sagst: „Naaa, du strahlst ja so!“ Das ist das schöne Warten.
Aber wenn ich ein Wochenende weg bin, vielleicht in einer anderen Stadt, dann möchte ich nicht ständig am Handy hängen und die Stunden zählen, bis wir wieder vereint sind. Das ist das nicht so schöne Warten.