Zielstrebig im Beruf, planlos im Leben. Ein Leserbeitrag von Natalie über das Gefühl der Generation Whatever: Feiern, unabhängig sein und möglicherweise dabei das Happy End verpassen
Beziehungsunfähig, Mingle, Freundschaft plus, Generation Maybe – alle diese Begriffe, oder zumindest einen Großteil dieser Diagnosen und Verhaltensweisen, kenne ich nur zu gut, denn ich gehöre zur Generation Whatever, das ist die Generation „Ich fühle mich so frei …“ Ja, frei bin ich und so fühle ich mich. Immer am Feiern, immer unterwegs, glücklich. Klar, man hat ja sich selbst. Ich stehe mit beiden Beinen im Leben und weiß schon längst, dass ich erstrangig mich selbst brauche, um glücklich zu sein. Ich arbeite und weiß genau, wohin und was ich will. Aber eben vor allem beruflich. Beziehungs- und liebestechnisch mag es da durchaus anders aussehen: Zielstrebigkeit und Perspektiven auf der einen Seite, Planlosigkeit auf der anderen Seite.
Geschädigt von früheren Beziehungen oder vom Anblick der verkorksten Beziehungen meiner Mitmenschen überlege ich zwei Mal, vielleicht drei Mal, wen ich in mein Leben lasse. Es könnte schließlich wehtun. Dennoch bin ich auf der Suche – nach etwas, irgendetwas. Was? Beschreiben oder gar eingrenzen kann ich es nicht, höchstens in meinen Träumen, weil ich es selbst nicht so genau weiß. Ich vermisse heute Dinge und Personen, die ich nicht definieren und benennen kann. Morgen bin ich wieder alleine glücklich und würde am liebsten niemals mehr etwas daran ändern.
Und eigentlich mache ich ja genau das Richtige. Ich lebe. Ich verdiene mein Geld und gebe es aus. Nutze meine Zeit und ziehe los. Und ist dann mal „etwas“ in Aussicht ist es nicht gut genug oder ich suche Negatives. Warum? Weil ich zu sehr auf mich selbst fixiert bin, weil ich eine Mauer um mich gebaut habe. Unabhängig, jung und frei. Gehe maximal auf Wolke 4, nie auf Wolke 7. Ich gebe mich keinesfalls einer Sache komplett hin. Denn: Es könnte ja schief gehen. Ja, das kann es immer, egal ob ich im ersten oder sechsten Gang fahre. Gebe ich mehr Gas, fühlt es sich dennoch besser an, so schwer es für uns Selbstverliebte auch sein mag. Und dieses selbstverliebt soll keinesfalls negativ klingen. Ich nenne es zunächst ein „gesundes Selbstbewusstsein“.
Am Wochenende meist feiern und sonntags verkatert. Manchmal alleine, manchmal mit einer fremden Person neben mir. Warum auch nicht? Ich kann tun und lassen, was ich will. Whatever eben. Manchmal frage ich mich, soll ich oder soll ich nicht?! Und letzten Endes entscheide ich mich doch dafür. Weil ich stark bin. Ein Kämpfertyp. Ich überlege und nach einem kurzen „Why not“ tu ich es. Egal, ob es die spontane Party, die Fernreise oder der Besuch der alten Bekannten übers Wochenende in Berlin ist.
Ich bin verliebt in dieses Leben. Und genau deshalb wird es mir einmal zunehmend schwer fallen, wenn Mr oder Mrs vermeintlich Right vor der Tür steht. Beziehung heißt Bindung. Bindung heißt Kompromiss. Kompromiss heißt Einschränkung. Einschränkung bedeutet Ende oder zumindest Einschränkung des “Whatever! Ich fühle mich so frei ...”
Aber manchmal denke ich: Soll es das wirklich gewesen sein? Sollte ich langsam nicht mal hinterfragen, was ich wirklich will? Nicht dass ich am Ende vor lauter Genießen mein Happy End versäume …
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