Wer ist jetzt bei dir? An wen denkst du?

Sie hoffte, mit ihm das große Glück gefunden zu haben. Doch immer war da auch die Angst, verletzt zu werden. Unsere anonyme Leserin versucht abzuschließen, aber sie kann ihn einfach nicht vergessen

Dein Gesicht, dein Lächeln, dein Blick. Du verfolgst mich auf meinem Weg, du lässt mich nicht mehr los. Mein Alltag ist mit Gedanken an dich übersät, alles was ich sehe, rieche, schmecke, höre, fühle: Ich finde immer etwas, das mich an dich denken lässt.

Wo bist du jetzt? Was machst du gerade? Wer ist bei dir, an wen denkst du?

Allein die Tatsache eine endlose Strecke von Kilometern zurückzulegen, nur in der Hoffnung, du würdest mir entgegenkommen oder zufällig tanken, wenn ich es auch tue, ist hirnrissig genug. Dass du nicht aus mir, aus meinem Kopf, aus meinem Leben verschwinden willst, ist erbärmlich genug. Du würdest mich für geisteskrank halten, wenn du wüsstest, was ich alles schon tat und im Stande wäre zu tun, wenn ich es zulassen würde.

Würde ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen, wäre ich jetzt nicht hier und würde diese miesen, herzzerreißenden Sätze über dich schreiben. Vor allem die Tatsache, das du es nicht einmal weißt, geschweige denn, dass ich dir irgendwie zufällig über den Weg laufen könnte, macht es mir ein Stück weit einfacher zu versuchen, dich zu verdrängen.

Der Gedanke, dass du heiter durch die Welt gehst und Spaß an deinem Leben hast, erfüllt mich mit Hass und Liebe zugleich. Ich versuche mir permanent einzureden, du wärst glücklich, so wie du dich entschieden hast, im selben Gedankengang hoffe ich, dass du es bereust mich fallen gelassen zu haben.

Anfangs war es die Angst, die mich lähmte dir zu zeigen, wie sehr ich dich doch eigentlich mag. Aus Furcht tat ich nichts, was mir in irgendeiner Weise unangenehm vor dir gewesen wäre. Später war es die Unsicherheit, du würdest es nicht Ernst genug meinen, es war ein Stück weit die furchtbare Angst vor der Abweisung, die mich nie im Stich lässt, so sehr ich mich auch mühe. Die Unsicherheit verging, mein Vertrauen verfestigte sich nach und nach, du hast mir immer mehr das Gefühl genommen unsicher zu sein.

Das befreite mich, gab mir Mut und Kraft, mit Stolz in die Zukunft zu blicken, zu dir aufzusehen und dich an meiner Seite zu wissen. Ich wusste genau, an und mit dir kann ich wachsen und gedeihen, immer höher hinaus, bis ans Ende aller Tage und darüber hinaus. Ehrlichkeit ist eine Tugend, die oft unterschätzt, meistens heuchlerisch und selten angewendet wird. Sie kann Leben retten, befreien und auch zerreisen. Es käme mir nie in den Sinn, zu glauben, du hättest mich mit Wort und Tat angelogen. Du hast es nicht besser gewusst.


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