Wenn ich wieder einmal lüge wegen dir

Ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken, was vielleicht hätte sein können, wäre alles anders gewesen – weil es das fast sechs Jahre nicht war. Wie sage ich immer so oft? Ich hasse Konjunktive und hypothetische Aussagen. Ich bin es trotzdem so leid durchgehend dazuliegen und an dich zu denken – überhaupt zu denken! Dieser Kopf macht mich wahnsinnig – die ständigen Gedanken machen mich irre. Wie kann ich das nur ausstellen? Auf einer Party vor einigen Wochen wollte ich einmal nicht mehr denken – ich wollte einmal nicht mehr an dich denken! Es hat sogar funktioniert. Zwar nur für diesen einen Abend und glaube mir, die Rechnung des „Weglaufens und Verdrängens“ habe ich bezahlt. Und damit meine ich nicht, dass ich eine Narbe auf meiner Nase habe!

Das Denken wenn ich morgens mit der S-Bahn zur Arbeit fahre, mit dem Kaffeebecher von meiner Kundin in der Hand und es vermisse, dass wir den ersten Kaffee des Tages einst immer gemeinsam getrunken haben und schlaftrunken durch den langen Gang in die Küche gewatschelt sind. Du hast mich immer geschimpft – in deiner Schlafanzughose, weil ich das Wasser von der Kaffeemaschine wieder nicht aufgefüllt habe und doch hast du mich dabei angelächelt. Zumindest in dieser Situation.

Wenn ich durch den Supermarkt gehe und deine Cookies sehe, die ich dir immer liebevoll mit nach Hause gebracht habe und einen Mann, der vor mir an der Kasse wartet. Er trägt die gleichen Schuhe wie du. Ich vermisse es, diese Schuhe abends, wenn ich nach Hause komme, vor der Wohnungstüre stehen zu sehen. Ich habe sie mir nur deswegen gekauft. Um diese Schuhe auch vor meiner Türe zu sehen. Verrückt? Mir schnürt es immer wieder aufs Neue meine Kehle zu, wenn ich sogenannte Schlüsselreize erlebe. Gerannt bin ich aus dem Supermarkt in deinem Ort (der Einzige, der meine Essensschecks nimmt – Ausrede?) in den strömenden Regen hinein und habe geheult, weil ich es nicht mehr aushalten konnte. Alles, was ich in diesem Moment gedacht habe, war: „Renn ins Auto und fahr weg. Wenn er dich hier sieht, bekommt er Hoffnung und das darf er nicht, denn es muss vorbei sein!“