Und irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich nicht weiter davor fliehen kann. Dass ich mich dem stellen muss. Mir meine Ängste eingestehen muss. Der 1. Dezember. Ein Tag, den ich nie wieder vergessen werde. Unser Tag.
Es war ein kalter Winterabend und wir liefen den Rhein entlang. Eisige Luft wehte uns ins Gesicht und ließ uns dicht beieinander gehen. Dann kam der Moment, an dem du vermutlich all deinen Mut zusammen genommen hast. Du bliebst stehen und ich unweigerlich auch, da du deinen Arm in meinen gehängt hattest. Du drehtest dich zu mir und so standen wir uns nah gegenüber. Ich hatte nicht mal eine Vorahnung von dem, was an diesem Abend noch geschehen würde.
Du sahst mich an. Ich spürte wie mein Herz raste und tanzte. Nicht mehr viel und es wäre mir zum Halse rausgesprungen. Vor Aufregung. Glück. Ich senkte mein Gesicht, als ich merkte, wie du mir langsam näherkamst. Instinktiv überkam mich wieder meine Angst. Die Angst vor zu großer Verletzung. Die Angst, die mich so viele Wochen, so viele Monate zurückgehalten hatte. Doch ein Gefühl in mir war stärker. Das Gefühl, das dir galt. Denn als du deine Hand unter mein Kinn gelegt hast und mein Gesicht zaghaft zu deinem hobst, ließ ich es zu.
Angst. Aufregung. Verliebtheit. Der erste Kuss.
Du sahst mir tief in die Augen. Ich spürte deinen warmen Atem auf meiner kalten Haut. Langsam und zaghaft hast du deine Lippen auf meine gelegt. Ein Gefühl, dass ich nie wieder vergessen werde. Du hast mich so sanft und leidenschaftlich zugleich geküsst. Dieser Kuss war so unbeschreiblich schön, weil er genau das war, worauf mein Herz schon so lange gewartet hatte. Um uns herum Dunkelheit und Stille. Nur das ruhige und sachte Wasser, in dem sich das zarte Mondlicht widerspiegelte. Dieser Moment war atemberaubend. So schön, dass die Erinnerung an jenen Abend mir vorkommt, als sei sie aus einem Film entsprungen.
Die Tage und Wochen die folgten, waren wild und verrückt. Betrunken und blind vor Liebe nutzten wir jede Minute, die wir hatten, um uns nah zu sein. Der Verstand war aus. Es gab kein Morgen.