Unsere anonyme Autorin reflektiert das Ende ihrer letzten Beziehung. Was ihr davon bleibt, ist tausendmal schöner als alles damals Erlebte
Da liegst du vor mir, bist geschrumpft, ganz klein geworden. Deine breiten Schultern sind verschwunden, du hast keinen Bart mehr. Ich streichle dir über die Wange, denn du weinst. Deine Nase ist rot geheult. Du hast Schmerzen, fasst dir immer wieder an den Bauch und begreifst gar nicht so richtig, was da gerade mit dir geschieht. Du siehst so verletzlich und zart aus. So kannte ich dich gar nicht.
Liebe strömt in mich zurück, wenn ich dich so sehe. Die Liebe, die verschwunden war. Seit ein paar Monaten ist sie umso heftiger zurückgeströmt. Ich sehe dich verliebt an, streichle dir über die Wange, lege dir eine Hand auf den Bauch, wie eine Wärmflasche. Da liegst du vor mir und bist doch weg. Nein, es stimmt nicht, ich lüge mich selber an. Das bist gar nicht mehr du, der da vor mir liegt. Das ist nicht einmal ein Teil von dir, auch wenn es diesen Menschen ohne dich niemals gegeben hätte.
Ich hebe dich hoch, hebe dich an meine Brust. Ich spüre deinen Herzschlag ruhiger werden. Ich schaue aus dem Fenster, draußen kleben kalte Tropfen am Glas. Ich schaue auf ein Hochhaus, das ziemlich genau jenem gleicht, in dem ich mit dir lebe und leben werde. Es ist grau und trist, das Gebäude, und es macht viele seiner Bewohner grau und traurig. Ich schaukle, ich wiege dich; du bist mir ganz nah.
Du bist gegangen, es gibt dich nicht mehr in meinem Leben und wird dich dort niemals mehr geben.