Warum bleibt nach einem Abschied immer so viel zurück?

Wir wachten an diesem einen Tag, dem ich kein Datum mehr zuweisen kann, nebeneinander auf. Du sahst zerknirscht aus und ich konnte dich nicht aufheitern. Du hast wohl die halbe Nacht lang wachgelegen, mit dir selbst gehadert, mit mir. Hast dich bestimmt an die Jahre zurückerinnert, die wir gemeinsam hatten, die wir geteilt haben. Vielleicht hast du dich auch an die Rapsfelder erinnert, so wie ich heute, wenn ich im Büro sitze, vor mir gelbe Post-its leuchten, ich langsam begreife, woran sie mich erinnern, ich mich nicht mehr konzentrieren kann …

Wir brachten damals noch irgendwie ein spätes Frühstück hinter uns, überstanden die Mittagszeit in zunehmend aggressiverem Schweigen. Du sagtest irgendwann, du müsstest noch einmal etwas einkaufen gehen. Ich sah dich im Flur an der Garderobe stehen, deinen Mantel und dein Portemonnaie schon in der Hand, ohne aber irgendetwas zu tun. Du standst einfach nur da, bis du irgendwann angefangen hast, bitterlich zu weinen. Und da wurde mir erst klar, was seit langem schon in der Luft gelegen hatte. Keine Stunde später hattest du einen kleinen Koffer gepackt und mir gesagt, es sei wohl besser, wenn du bei einer Freundin übernachten würdest. Die Tür schlug zu und die Liebe war zu einem langjährigen Abschnitt geworden. Zu einem Puzzleteil im großen Ganzen meines Lebens. Ein Tag, eine Stunde – und alles war anders.


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