In der Fernbeziehung hätten wir unbemerkt ein zweites Leben führen können.
Andreas schien meine Botschaft verstanden zu haben. Eine Weile war Ruhe. Dann zog ich zu ihm und dachte, das Thema wäre endlich erledigt. Ich hatte schnell eine neue Arbeit gefunden und sollte zur Einarbeitung ein paar Tage in die Zentrale nach Berlin reisen. Ich freute mich auf die bevorstehende Reise und wollte gerade die Wohnung verlassen, als mein Freund mich mit dem Satz verabschiedete: „Mach keinen Scheiß.“ Leise, ernst, ein bisschen bedrohlich sogar. Als die Fahrstuhltür sich schloss und ich nach unten fuhr schaute ich ihm wütend hinterer. Was sollte das denn schon wieder? Als ob ich bei der nächsten Geschäftsreise gleich irgendeinen Kollegen bespringe! Die Eifersucht war also immer noch im Raum.
Andreas verließ die Wohnung seltener als ich dachte. Erledigte dafür auch den Haushalt fast komplett, wodurch ich mir irgendwie überflüssig vorkam, die Stimmung war merkwürdig. An einem Abend, als wir zu Bekannten von ihm zum Wein eingeladen wurden, bat er mich, so zu tun als sei ich schwanger und nicht mitzutrinken. „Das ist ein Scherz, oder? Vergiss es, ich trinke.“, erwiderte ich und war nicht sicher, wie ernst er das gemeint hatte. Er grinste, er hätte Lust gehabt den Leuten etwas vorzuspielen. Weiter bestand er zum Glück nicht darauf und erklärte sich auch nicht. Ich fand auch den Rest des Abends nicht heraus, worauf er hinauswollte. Er verhielt sich zu seinen Bekannten wie sonst auch. Und zu mir ebenfalls.
Ich flüchtete immer wieder aus der gemeinsamen Wohnung
Er selbst arbeitete viel von zuhause aus und stritt sich weiter mit seinen Freunden. “Bin ich mittlerweile seine einzige Bezugsperson?”, fragte ich mich oft. Ich flüchtete in meiner Freizeit zum Sport und zu meinen Mädels, um nicht dauernd allein mit ihm zuhause zu sein. Wir hatten zwar auch schöne Momente zusammen, doch meist schwebten seine Eifersüchteleien über uns. Sein Verhalten ging sogar so weit, dass ich irgendwann Handynummern umbenannte, wenn es die von Kollegen waren, mit denen ich noch freundschaftlich in Kontakt stand. Aus Max wurde Emilia. Und so weiter. Ich wollte Andreas keinen weiteren Grund für seine Eifersucht geben, verhielt mich weiterhin loyal ihm gegenüber. Also eigentlich wie immer, nur dass ihm das scheinbar nicht mehr reichte. Sex hatten wir wenig.