Wohngemeinschaften sind super. Allerdings sind sie dem Beziehungsleben eher abträglich. beziehungsweise-Leserin Nicole wagte den Schritt von der WG zur gemeinsamen Wohnung mit ihrem Freund. Und nicht nur sie fühlt sich jetzt viel reifer, auch ihre Partnerschaft hat gewonnen
Ich habe in drei festen WGs gewohnt und dreimal im Ausland mein Domizil mit anderen teilen müssen. Ich war jung und wollte was erleben, außerdem war es günstig und zuhause wohnen war endgültig vorbei. Eine WG ist eben die beste Gelegenheit, Anschluss zu finden, egal ob in der Heimatstadt, am Studienort oder in der Ferne.
Das Gute ist auch, dass man sich keinen kompletten Haushalt anschaffen muss, sondern das Hab und Gut, das jeder zur Gemeinschaft beisteuert, brüderlich teilt. Ich lebte in einer Zweier-, dann in einer Fünfer- und zuletzt in einer Dreier-WG, mit Männern und mit Frauen zusammen. Mit Frauen ist es sauberer, aber anstrengender, mit Männern unkomplizierter, aber schmutziger.
In einer WG gibt es immer Action, wir haben die lustigsten Partys gefeiert, die schönsten Abende trinkend und rauchend auf dem Balkon verbracht, viel zusammen gekocht, geschnackt und gelacht. Manchmal gingen wir zusammen einkaufen, auf Events oder zum Sport. Wir teilten uns Kaution, Miete und Nebenkosten, außerdem Bad, Küche und Privatsphäre.
Es war immer jemand da, wenn ich reden wollte. Es war aber auch immer jemand da – wenn ich Ruhe haben, einen Mittagsschlaf machen oder Wäsche waschen wollte. Es war jemand da, wenn ich laut italienische Musik hören oder mitten in der Nacht meine Möbel umstellen wollte oder wenn ich auf Toilette musste.
Es war auch immer jemand da, wenn ich mit meinem Freund streiten, ablästern oder rummachen wollte. Und genau das entwickelte sich für mich, je älter ich wurde, zum Problem. Ich habe es kaum mehr ausgehalten, immer auf alles Rücksicht zu nehmen und wertete jedes kleinste Geräusch meiner Mitbewohner als persönlichen Affront gegen mich.
Meine Unzufriedenheit und mein Wunsch nach Ruhe strahlte mit der Zeit auch immer mehr auf das Verhältnis zu ihnen aus. Wenn es schon an der Tür klopfte, verdrehte ich die Augen und stellte mich sogar das ein oder andere Mal schlafend. Wenn ich nach Hause kam, dachte ich jedes Mal: Hoffentlich ist keiner da.
Mein Freund zog wegen eines Jobs zurück in die Großstadt und ich merkte ebenfalls, dass es für mich an der Zeit war, etwas zu ändern. Auch mein Studium neigte sich dem Ende zu und ich hatte meine eigene Wohnung schon bildlich vor Augen. Wir hatten sowieso genug von Fernbeziehung und ich folgte ihm in die City. So kam eins zum anderen, Wohnungen sind rar und ich zog vorübergehend bei ihm ein.