Verliebt in einen Narzissten: Wie sich Liebe nicht anfühlen darf

Unsere anonyme Leserin war in einen Narzissten verliebt. Nun möchte sie ihre persönlichen Erfahrungen mit der Liebe zu einem Narzissten öffentlich teilen, um sich selbst und anderen in Erinnerung zu rufen, wie sich Liebe auf keinen Fall anfühlen darf, und aufzudecken, wie Narzissten lieben

Er fing an, rumzuschreien und Türen zu knallen

Auf der einen Seite verwöhnte er mich gerne mit luxuriösen Gütern, auf der anderen Seite hatte er hohe Ansprüche an mich, was meinen Beitrag im Haushalt angeht, meine professionellen Leistungen („er hätte so gerne eine Frau, die professionell etwas erreicht, wo die Leute „Wow“ sagen“) und forderte eine Frau, die ihm hilft, wo sie kann. Ich schrieb seine Vorträge, die er dann auf der Arbeit hielt oder schickte E-Mails auf Englisch für ihn ab, brachte seine Hemden zur Reinigung, kochte für uns.

Doch lief etwas mal nicht so, wie er es sich wünschte, sah es für mich schlecht aus. Wollte ich ihm eines abends kein Sandwich machen, weil ich müde war, fing er an rumzuschreien und Türen zu knallen, wortlos zum Sport abzuhauen. Klappte das Aufbauen eines Möbelstückes nicht nach Vorstellung, wurde ich angefahren: „Ich kotze ihn an“, und „er hasse mich“. Hatte ich falsches Katzenstreu gekauft (das, was klumpt und „nur“ 7 statt 10 Euro kostete), wurde ich angeschrien, „weil ich offensichtlich nicht das Beste für unsere Katze wollte.“

Erst beschimpfte er mich, dann ging er einfach Schlafen

Einmal hatte ich einen Kuchen gebacken, aber leider mit Ei, und der schmeckte ihm nicht wie derselbe Kuchen ohne Ei. Er ignorierte mich stundenlang, zog seine Hand weg, wenn ich sie griff und verließ den Raum, wenn ich reinkam, und das, obwohl wir eine Party bei uns hatten mit vielen meiner Freunde. Einmal hatte ich die Bahn und nicht das Taxi zum Club genommen – ein paar Leute mussten warten und waren schließlich gegangen, weil es spät war. Er schrie mich in der Öffentlichkeit daraufhin so zusammen, wie es mir noch nie zuvor passiert war.

Er beschimpfte mich mit Ausdrücken und sagte sogar wieder, er hasse mich, da ich diesen Abend versaut habe. Ich knallte ihm eine, rannte weg, irrte nachts durch die Stadt, weinte stundenlang und zitterte am ganzen Körper. Ich kam irgendwann um 4 Uhr morgens nach Hause, er schlief bereits. Am nächsten Morgen schubste er mich aus unserem Bett und sagte es sei nun vorbei, ich solle meine Sachen packen und gehen, er will mich nicht mehr sehen. Den Schlüssel könne ich auf dem Schuhschrank lassen. Unter Tränen packte ich meine Sachen, knapp drei Stunden lang. Er schlief weiter.

Als ich dann an der Tür war, fragte er mich, warum ich denn wirklich gehen möchte, ich wisse doch, dass er mich über alles liebe. Er zog mich an sich, wischte meine Tränen weg und sagte, dass das alles nicht so gemeint sei. Er liebt mich und nur mich und das war doch nur ein blöder Streit, nichts Ernstes. Er entschuldigte sich und lud mich irgendwo zum Frühstück ein und so konnte ein schönes Wochenende beginnen. Oder?

Es folgten einige normale und mitunter auch schöne Wochen und Monate, doch ich bekam Schlafprobleme und ab und zu Panikattacken. Ich wusste nicht, wieso, ich dachte, dass es sicherlich an meinen inneren Problemchen liegt, geringer Selbstwert oder Ähnliches. Ich meldete mich bei einer Therapie an. Kurzzeitig wurde es besser, als ich meinen damaligen Nebenjob aufgab, um mehr Zeit für die Uni und mich selbst zu haben.


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