Wir liegen nackt in unserem Bett, nachdem wir uns geliebt haben, wie man so sagt. Auf deiner Brust Schweißtropfen. Wir sehen an die Zimmerdecke, wie damals, als wir das noch nicht häufig miteinander getan hatten. Aber wir denken andere Dinge als damals und wir fühlen anders als damals. Damals sah ich die Zimmerdecke nicht, ich schaute nur in ihre Richtung. Ich war von Glück erfüllt. Heute sehe ich diese feinen Abstände zwischen den Raufasertapetenbahnen und denke mir, dass wir uns beim Tapezieren mehr Mühe hätten geben können. Heute wie damals drehst du dich nach einiger Zeit wieder zu mir. Weil du noch einmal Lust hast. Und heute wie damals spreize ich noch einmal meine Beine. Aber damals war das das pure Glück. Heute ist es an guten Tagen okay, an schlechten ist es mir zuwider.
Ich kaufe einmal die Woche Schnittblumen und stelle sie in die chinesische Vase auf unserem Küchentisch. Tulpen mag ich sehr. Ich weiß gar nicht, warum ausgerechnet die. Abends sitzen wir dann am Tisch und haben etwas gekocht. Wir sitzen uns gegenüber und unterhalten uns. Meist über das, was am Tag geschehen ist. Du machst einen Witz und ich lache. Wir planen irgendetwas, ärgern uns gemeinsam über eine Rechnung oder die Arbeit. Es fühlt sich gut an, diese Vertrautheit. Trotzdem wirst du mir immer fremder. Ich weiß gar nicht, warum das so ist.
Wir haben nichts miteinander verpasst, wir haben viel Schönes erlebt und geteilt. Aber wir haben vielleicht etwas versäumt. Ich dachte, ich würde in einer Beziehung vollständige Nähe finden, ohne dass sich beide aufgeben. Nähe, die über Vertrautheit und Wohlbefinden hinausgeht. Nähe, die auch mal wehtun darf. Nähe, die absolut ist und alle Vorbehalte aufsprengt. Nähe, die aus einer anfänglich zufälligen Verbindung zwischen zwei Menschen eine alternativlose Verbindung macht. Nähe zweier Seelen. Nähe, wenigstens in Momenten, die alles intensiver macht. Das Leben, die Beziehung. Aber diese Nähe haben wir nicht. Wir haben nur jene Nähe, die eine langjährige Beziehung möglich macht.