Das alles verstört mich. Mit jedem Monat etwas mehr. Wir haben unsere Gedankenlosigkeit verloren. Ich zumindest. Ich habe begonnen, viel nachzudenken. Über uns, unsere Beziehung, mein Leben und die Gesellschaft, in der ich dieses Leben und diese Beziehung führe. Alles hängt ja zusammen. Ich bin eine nachdenkliche Partnerin geworden. Eine irritierte Freundin. Eine mit zu vielen Gedanken und Sorgen. Weil ich vieles nicht mehr verstehe.
Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum ich dich nicht mehr sehen kann, nur noch deine warme Hand spüre. Ich wollte eine Verbindung, eine tiefe Verbindung. Das war schon immer, was eine Beziehung für mich ausmacht. Ich will keine Barrieren, keine Mauern, keine Ablenkungen von dem Menschen, der du wirklich bist. Aber in mir breitet sich zunehmend ein Gefühl von Fremdheit aus. Je länger unsere Beziehung schon andauert, desto fremder wirst du mir. Obwohl unsere Beziehung ja schön ist die meiste Zeit. Obwohl wir uns so gut kennen und das gegenseitige Vertrauen groß ist.
Du wirst mir fremd. Du wirst langsam wieder zu dem Fremden, der du am Anfang für mich warst. Nur dass du mich nicht so faszinierst wie jener Fremde. Es tut mir weh, ich will es aufhalten. Ich versuche, dieses Gefühl zurückzugewinnen, das ich hatte, verfluche mein eigenes Herz. Dieses Gefühl, das du damals in mir ausgelöst und das lange Zeit angehalten hat. Ich versuche es wirklich. Wir tun Dinge, die wir früher nicht getan haben. Sie verändern uns ein wenig. Aber sie verändern nicht mein wachsendes Fremdheitsgefühl. Sie schieben nicht den Nebel weg. Und andere Dinge werden grauer mit jedem Tag, der vergeht.