Und dann kam der Tag der Abreise, vor dem ich mich so sehr fürchtete. Meinen Freundinnen und mir blieben noch drei Tage am Meer, doch für Fabian war der Urlaub zu Ende. Wir hatten noch einen halben Tag zusammen und ich kämpfte gegen meine Traurigkeit. Ist die Zeit begrenzt, so zählt jede Minute. Ich trank Pfefferminztee, weil mir schlecht war. Doch ich wollte, dass er mich glücklich in Erinnerung behält. Und ich war glücklich, immer wenn er in meiner Nähe war. Deswegen lächelte ich und versuchte, die Dankbarkeit für diese schöne Begegnung zu spüren. Ich lachte noch einmal über seine lustigen Sprüche, hörte seinen Erzählungen zu, um die Informationen, wie auch seine schöne Stimme, aufzunehmen, denn ich wusste, dass ich sie nie wieder hören würde.
Ob er vergaß, nach meiner Adresse zu fragen, oder ob er sie einfach nicht wollte, weiß ich bis heute nicht. Doch es war im Grunde auch egal. Denn jeder weitere Kontakt würde die unerfüllbare Sehnsucht nur verstärken, das Leid unnötig in die Länge ziehen und Energie kosten. Lieber in Würde und Dankbarkeit loslassen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Es lebe die Selbstdisziplin. Ich habe meine Gefühle total im Griff. Das merkte ich dann wieder zu Hause in Deutschland, als ich Pfefferminztee trank, dessen Duft mich an die letzten Augenblicke mit Fabian erinnerte. Ich erlaubte mir, bei einigen traurigen Liebesliedern sein Foto zu betrachten und ein paar Tränen zu vergießen – wenn er mich so sehen würde, dann wäre sein Verdacht, dass nicht nur bei schwedischen Möbeln mal eine Schraube fehlt, durchaus berechtigt.
Warum trauere ich um etwas, das nie geschehen ist? Kann man etwas vermissen, das man nicht wirklich kennt? Und heilen die Verletzungen schneller, wenn man sich nicht wirklich nahe kam oder heilen sie langsamer, weil die Phantasie perfekt war, vielleicht perfekter als die Realität? Ich könnte ihn mir schlechtreden. Geht aber irgendwie nicht und außerdem fühle ich mich dabei nur selbst schlecht. Er war doch so lieb.
Und dann spüre ich sie, die Dankbarkeit. Und mir wird klar: Es ist völlig egal, dass ich Fabian nie geküsst habe, dass ich nie seine Hand hielt, dass ich nie erfahren werde, ob er mich liebenswert fand. Es ist auch unwichtig, ob ich ihn wiedersehe. Die Dankbarkeit überstrahlt den Schmerz und ich freue mich, dass er mir begegnet ist, dass er mich zum Lächeln gebracht hat.
Die Dankbarkeit fühlt sich viel schöner an als die Selbstvorwürfe. Ich vergebe mir, dass ich so schüchtern war und merke, wie Frieden in mir einkehrt. Ich habe einen Weg gefunden, mit mir selbst liebevoll und verständnisvoll umzugehen und ich weiß, wofür die Begegnung mit Fabian gut war – um genau diese Erkenntnis zu erlangen.
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