Bloggerin Jana Doe hat sich in Spanien verliebt. Nicht in das Land, sondern in Fabian, den sie dort im Urlaub kennengelernt hat. Rückblick auf eine Romanze, die es vielleicht nur in der Phantasie gab
Verliebtsein. Wenn ich verliebt bin, weicht dieser verwirrende Zustand irgendwann immer der Erkenntnis. Ich erkenne, dass der Mann entweder ein toller Komplize fürs alltägliche Leben ist oder eben nicht. Wenn sich ein potenzieller Partner jedoch vom Acker macht, ehe diese Klarheit eintritt, ist das ganz schön bitter. Dann stecke ich fest, an einem Ort, wo ich ungern bin: irgendwo zwischen Traum und Realität. Doch es gibt ein Gefühl, das alles überstrahlt, die Dankbarkeit.
Es ist der erste Tag vom Rest meines Lebens, ich sitze zu Hause und mache mir Vorhaltungen, denke an meine Ferienliebe, die keine war und stelle fest, dass ich zwar Erinnerungsfotos von ihm habe, aber keine Adresse. Stand ich mir selbst im Weg? Habe ich in meiner devoten Unglückshaltung eine Chance verpasst?
Mein perfekt auf mich zugeschnittenes Unheil hat einen Namen: Fabian*. Unverhofft kam er in mein Leben und das ausgerechnet in Spanien. Mit meinen Freundinnen verbrachte ich die Sommerferien in einem Hotel direkt am Meer, Fabian war mit einer Handvoll witzigen Kumpels zur gleichen Zeit am selben Ort. Schon bald zogen wir wie eine Großfamilie durch die Gegend. Doch nur Fabian wurde mein Komplize. Mit ihm verstand ich mich am besten. Irgendwie gelang es ihm, meinem Gemütszustand einen Schubs zu verpassen, so dass es mir in seinem Beisein den Appetit verhagelte, die Sprache verschlug und ich manchmal vergaß, nach dem Ausatmen wieder einzuatmen – ich war verknallt.
Die verheißungsvolle Aussicht, dass dies der erste Urlaub sein würde, in dem ich nicht dicker werde, wich immer mehr einer beklemmenden Vorahnung: Fabian wohnt weit weg und wenn die Urlaubstage vorbei sind, ist er nicht mehr bei mir. Hinzu kam der traurige Umstand, dass Fabian zwar unglaublich nett, aber wahrscheinlich nicht an mir als Frau interessiert war. Vielleicht war ich nicht sein Typ, vielleicht war er unsicher, schüchtern oder einfach nur vernünftig, da eine Annäherung mit Tiefgang ähnlich produktiv gewesen wäre wie ein Schuss in den Ofen.
Meine Zuneigung für Fabian entwickelte sich dennoch jeden Tag ein bisschen mehr, doch ich traute mich nicht, es ihm zu zeigen. Denn ich wusste, selbst wenn ein Geständnis meinerseits seine Zuneigung weckte – es wäre aussichtslos. Das Gefühl war ähnlich deprimierend, wie das Gefühl, welches eintritt, wenn man versucht, das Regal eines schwedischen Möbelherstellers aufzubauen und merkt, dass eine Schraube fehlt. Das Ergebnis könnte so schön sein, doch es endet, bevor es beginnt. Wenn Fabian ein Modus wäre, dann wäre er der Konjunktiv. Wenn ich mit einem Adjektiv meinen Gefühlszustand beschreiben müsste, dann wäre es sehnsuchtsvoll. Ich sehne mich nach etwas, das ich nie real kennenlernen durfte. In meinen Gedanken habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, in seinem Arm zu liegen und ihn zu küssen. Und es war schön, sehr schön, aber eben nur in meinen Gedanken.
*Name geändert