Seit er arbeitslos ist, wankt meine Liebe

Unsere anonyme Autorin sagt von sich selbst, sie sei eine emanzipierte Frau, die kein Problem damit habe, Alleinverdienerin zu sein. Weshalb stellt sie dann ihre Gefühle in Frage, seitdem ihr Partner seinen Job aufgegeben hat?

Es sind nun 3 Jahre und 7 Monate, in denen wir ein Paar sind. Nichts und niemand konnte uns auseinanderbringen, seine Familie nicht, mein Ex nicht. Es passte kein Blatt zwischen uns, wir hatten uns gefunden. Und doch stelle ich nun alles in Frage – seit er arbeitslos ist.

Ich stand voll und ganz hinter seiner Entscheidung, zu kündigen. Er war nur noch gestresst, machte sich kaputt, hatte keine Freude mehr, auch nicht nach Feierabend. Seine Jobsituation hat uns auch als Paar sehr belastet. Wir waren beide guter Dinge, dass er bestimmt bald etwas Neues finden würde. Wir waren uns einig, dass eine kleine Auszeit das Allerbeste wäre.

Das war vor acht Monaten. Seither ist wenig passiert. Er hat gerade mal vier Bewerbungen geschrieben und im Bekanntenkreis herumgefragt, ob jemand von einer offenen Stelle wüsste, die zu ihm passen könnte. Das Arbeitsamt sitzt ihm (nicht ohne Grund) im Nacken. Und ich auch.

Unterbewusst hatte ich darauf gehofft, dass er wenigstens den Haushalt komplett übernehmen würde. Er gibt sich auch Mühe, muss ich sagen. Aber trotzdem muss ich mit anpacken, weil er einfach manche Dinge nicht sieht und sich darauf beschränkt, Wäsche aufzuhängen statt von selbst mal eine Waschmaschine einzuräumen und anzustellen. Oder exakt für ein Abendessen einkauft statt mal einen Großeinkauf erledigt.

Es geht mir nicht ums Geld

Es ist okay für mich, dass ich unsere Miete trage, fürs Essen und alles andere aufkomme. Eine Weile können wir uns dieses Modell leisten. Und ich stehe dazu, für meinen Partner in Notlagen geradezustehen.

Es geht mir um unsere Partnerschaft. Ich verliere meine Achtung, meinen Respekt, bin genervt, wenn ich nach Hause komme und er jeden Abend zuhause sitzt und nichts von seinem Tag erzählen kann.

Unsere Gespräche laufen in etwa so ab:

Ich, mit flötender Stimme: „Hey Liebster, wie war dein Tag?“
Er grummelt leise in seinen Vollbart: „Nix besonders, kannst du dir ja denken. Essen steht aufm Tisch.“


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