Seine Worte waren Messerstiche für unsere Liebe

Wir hatten beide einen richtigen Scheiß-Tag, kamen total genervt und abgehetzt im Feierabend an und gifteten uns gegenseitig an. Sie kennen das vermutlich. Diejenigen, die einem am nächsten sind, kriegen es oft dicke ab. So weit, so normal. Kleineres Rumgezicke wird in meiner Vorstellung einer guten Beziehung jedoch gedreht und gelöst durch ein: „Sorry, Hase, ich finde heute alles doof. Können wir einfach die Klappe halten und uns gegenseitig halten?“

Nicht so mit ihm damals. Es eskalierte. Bis er mir an den Kopf warf: „Du blöde Sau! Verpiss dich aus meinem Leben!“ Ich erinnere es noch so gut, jede einzelne Silbe. Ich war sprachlos. In mir knirschte etwas. Ein kleines Stück meiner Liebe ging in diesem Moment. Auch ein Stück meiner Selbstliebe. Denn ich verzieh ihm. Nicht nur dieses eine Mal. Irgendwann war es regelmäßig soweit. Es gelang uns nicht, einen Streit zu lösen wie erwachsene Menschen, es eskalierte immer total. Von „Fuck off“ bis zu „Ich hasse dich“ habe ich mir vieles angehört. Jedes Mal folgten die schönsten Entschuldigungen, die Sie sich nur vorstellen können. Candle-Light-Dinner, gigantischer Versöhnungssex, Überraschungs-Kurztrip übers Wochenende, alles, was sich Frau nur wünschen kann.

Aber jedes Mal blieb etwas hängen. Seine Taten löschten immer nur einen Halbsatz, nie die Quintessenz seiner Beschimpfungen. Es blieb ein flaues Gefühl, das sich über Monate immer mehr ausweitete, in meinem ganzen Körper. Bis ich jedem Streit, jeder kleinen Auseinandersetzung auswich, aus Angst, wieder Fürchterliches an den Kopf geschmissen zu kriegen. Bis ich mich fast selbst nicht mehr erkannte, ich mich verbog und verleugnete.

Eines Abends saß ich bei meiner besten Freundin. Tolle Gespräche, guter Wein, super Zeit. Bis er mich anrief, wegen einer Lappalie. Und wir uns – wieder einmal – zerfetzten. Er mich zerfetzte. Ich brach zusammen, entschuldigte mich bei ihm für alles, was ich wieder falsch gemacht hätte, und bekam einen Heulkrampf, der fast eine Stunde anhielt. Wie ein Häuflein Elend lag ich im Arm meiner besten Freundin. Und sie rastete aus, rückte mir meinen Kopf zurecht. Ihre Meinung von außen war heilsam. Sie gab mir die Kraft, endlich zu gehen. Und die Hasstiraden, gepaart mit Liebesschwüren, die ich dafür erntete, zu überstehen. Ihn zu blockieren, aus meinem Leben und Herzen zu streichen.

Und trotzdem: Etwas davon blieb hängen. Schaue ich heute in den Spiegel, sehe ich an schlechten Tagen eine gebrochene junge Frau. An guten Tagen sehe ich mich: stark, gewachsen, tough. Nie wieder, sage ich mir dann. Worte lassen sich nun mal nicht zurücknehmen.

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