Mein Herz raste wie wild, wenn ich nur daran dachte. Nach einer gefühlten Ewigkeit entschloss ich mich doch dazu: ganz locker und easy. Ich ging also auf ihn zu, wäre am liebsten direkt wieder umgedreht, aber er hatte mich schon gesehen und außer ihm saß in der Ecke niemand. Aus unerklärlichen Gründen gelang es mir halbwegs entspannt zu fragen, ob er sich hier schon im Wlan registriert hätte, weil ich Probleme damit hätte. Er lächelte mich an. Es war das schönste Lächeln, das ich in meinem Leben von einem Mann gesehen hatte. Seine braunen Augen leuchteten mich fröhlich an und seine weißen, perfekten Zähne rundeten sein Strahlen ab.
Ich merkte wie mir heiß wurde, hoffentlich würde ich nicht rot anlaufen. Er hatte keine Ahnung, wie ich das Internet Problem lösen kann, aber das war mir total egal, denn er fragte mich direkt, was ich denn hier mache und so kamen wir ins Gespräch. Nach ein paar Minuten bat er mich, mich zu ihm zu setzen und schloss seinen Laptop. Wir verstanden uns richtig gut, kein Wunder, wir hatten uns gefunden: Schließlich war er zufällig auch seit dem gleichen Tag, für die gleiche Zeit in der gleichen Situation wie ich. Gibt es das Schicksal vielleicht doch? Nachdem wir drei Stunden geredet hatten, beschlossen wir uns am nächsten Tag nach der Uni wieder hier zu treffen und tauschten unsere Nummern aus.
Abends trafen wir uns wie verabredet zum Abendessen in der Herberge. Wir kauften uns an den Landungsbrücken traditionell ein Fischbrötchen und setzen uns draußen vor die Jugendherberge auf die Mauer, von der aus wir den Sonnenuntergang im Hafen beobachteten. Wieder verstanden wir uns super, lachten viel und lernten uns besser kennen. Als Praktikant für eine Werbeagentur war er für ein halbes Jahr in Hamburg. Die gleichen Interessen hatten wir also auch, sodass unser Redepotenzial riesig war – schade, nur ein halbes Jahr, dachte ich.