Sie untermauerte ihre Absicht aber mit Taten: Sie küsste mich öffentlich und wir hielten uns permanent an der Hand. Sie sagte: „Sollen sie uns doch alle sehen und es ihm sagen. Egal, dann muss ich es nicht mehr tun.“ Schließlich trennte sie sich dann tatsächlich von ihm. Wir waren nun auch offiziell ein Paar. Emotional fühlte es sich aber bereits seit Wochen genauso intensiv an, als ob es auch da schon eine feste Beziehung gewesen wäre.
Wir unternahmen sehr viel zusammen und fuhren gemeinsam in den Urlaub. Sie war so unglaublich lieb zu mir, unterstützte mich bei Alltagsproblemen, bot mir in allen Bereichen Hilfe an, machte mir Geschenke. Als ich einmal sagte, dass ein Konzert, das mich interessieren würde, schon ausverkauft ist, kam sie kurze Zeit später mit einem Umschlag mit zwei Konzertkarten für uns an: „Schatz, das habe ich dir mitgebracht“.
Sie bastelte mir einen Adventskalender und ich bekam selbstgebrannte Mandeln. Sie machte bereitwillig alles mit, was ich gerne unternahm, auch Dinge, die sie vorher nicht gemacht hatte, bevor sie mich kannte. Es gab nie Streit und sie stellte keinerlei Ansprüche, schien sehr genügsam zu sein bzw. sich mit unseren Unternehmungen tatsächlich immer wohl zu fühlen. Es kam nie auch nur im Ansatz ein: „Das gefällt mir aber nicht, ich möchte lieber XY machen.“
Emotional war es unglaublich intensiv. Sie hauchte mir beim Kuscheln mehrmals völlig überzeugend ein „Ich liebe dich“ ins Ohr. Sie sagte noch wenige Tage vor unserer Trennung: „Ich liebe dich über alles und gebe dich nie wieder her. Du bist so was Besonderes für mich. Ich werde immer für dich da sein.“ Ich trug nicht ganz so dick auf, sagte ihr aber auch ganz klar, wie lieb ich sie hätte und wie unglaublich wohl ich mich mit ihr fühlte.
Aufgrund ihrer Liebes- und Treueschwüre, ihres ganzen Verhaltens und ihres bezaubernden Wesens verliebte ich mich unsterblich in sie. Ich dachte, dass ich die Frau fürs Leben gefunden hätte, steigerte mich emotional völlig in die Beziehung hinein, konnte mich fallenlassen und hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass nichts und niemand uns jemals wieder auseinanderbringen könnte.
Dann stach sie mir das Messer in den Rücken. Wir hatten in einigen alltäglichen Bereichen unterschiedliche Gewohnheiten, die uns zwar bereits bekannt waren, sich aber im Urlaub offenbar deutlicher bemerkbar machten: einen anderen Schlafrhythmus, verschiedene Essgewohnheiten und unterschiedliche Vorstellungen, ob man lieber etwas besichtigen oder sich stattdessen mehr erholen sollte. Aber auch darüber gab es keinen Streit.
Nach der Rückkehr telefonierte sie am nächsten Tag ganz normal mit mir und kam am übernächsten Tag zu unserer Verabredung und sagte: „Ich habe darüber nachgedacht. Es passt nicht bei uns. Ich mache Schluss.“ Ich war geschockt. Sie ließ mich mit einem Trauma und einer schweren Depression zurück. Aus dem liebsten Mädchen der Welt war innerhalb weniger Tage ein eiskaltes Stück Gefrierfleisch geworden.