Er sah sie und dachte, sie wären schon immer zusammen. Blicke und Körpersprache genügten. So muss es sich anfühlen, wenn Seelenverwandte sich begegnen, meint unser anonymer Leser
Seelenverwandte, ein schönes Wort mit einem noch schöneren Idealbild. Meine bevorzugte Definition lautet, “dass zwei Menschen ähnliche Gedanken und Gefühle haben und sich deshalb sehr gut verstehen“. Also Kommunikation und Austausch funktioniert – basierend lediglich auf Augenkontakt oder Körpersprache. Für mich war die Vorstellung, dass zwei Menschen sich ohne Worte verstehen, immer etwas Beeindruckendes. Dass ich jedoch eines Tages genau dies dank dir zu spüren bekomme, daran hätte ich selbst nie gedacht. Eine schöne Vorstellung, ein Ideal – aber auch zu perfekt, um wahr zu sein.
Wir begegneten uns auf einer Party, klein und überschaubar, fast jeder kannte jeden, aber du warst anders, du hattest etwas Besonderes, du warst die, der ich den ganzen Abend hinterher sah mit der Frage im Kopf: „Wer bist du?“ Es hat nicht lange gedauert und wir kamen ins Gespräch, ein Gespräch mit einem unbeschreiblichen, unterschwelligen Gefühl, als wären wir bereits immer zusammen unterwegs. Während die Nacht und ihre Stunden weiter auf unserer geteilten Couch verflog, die ich nie wieder ohne dich verlassen wollte. Egal welches Thema wir ansprachen, Musik, Menschen, Essen, Eindrücke … – in allem hatten wir zu 100 Prozent die gleiche Ansicht, als würde ich mit mir selbst sprechen. Ich habe mich noch nie so verstanden und innerlich komplett gefühlt wie mit dir. Das Ende des Abends war nur der Beginn einer wahnsinnigen Berg und Talfahrt.
Die Wochen vergingen, kein Tag ohne unzählige Mails von dir an mich, von mir an dich, allein war ich dank dir nicht mehr. Trafen wir uns auf anderen Partys, waren wir zwei Fremde, die sich den ganzen Abend oder Tag beobachteten, was selbst du dir nie eingestehen wolltest, bis wir doch auf einmal nebeneinander standen oder du dich mit einem Satz verraten hast. Die innere Anziehung war größer, aber oft waren wir auch wie Magneten, die sich heute anziehen und sich morgen abstoßen.
Haben wir doch zusammen gefunden, hast du mir einzigartige Momente geschenkt. Momente, über die ich heute noch lächle, wenn ich daran denke. Solche Situationen, sie waren zu perfekt, zu schön, um wahr zu sein. Am süßesten warst du, wenn du mit deinem Charme und deinen Reizen gespielt hast, was du viel zu selten tatest oder meine Sätze mit meinen Worten beendet hast. Beim Versuch dich zu treffen, hast du abgelehnt, auch nach den ersten Wochen und Monaten und Tausenden weiteren Mails später, bis heraus kam, dass du noch ein riesiges Paket mit Gedanken an deinen Ex mit dir trägst.
Wir hatten über alles gesprochen, doch plötzlich: „Ich will keine Beziehung.“ Dass alles so komplizierte werden würde, ich hatte es in deinen Augen nie gesehen. Du wolltest eine kurze Pause. Ich versuchte sie zu akzeptieren – bis du dich kurze Zeit später zurückgemeldet hast. Alles begann von vorne, als wäre nie etwas gewesen, die Leitungen glühten erneut, ein Tag ohne dich war unvorstellbar.