Nur einmal träumen …

Sie fand ihn wunderschön. Ihre Welt wurde kurz aus den Angeln gehoben. Beziehungsweise Leserin Jana traf den Mann, mit dem alles möglich schien.

Manchmal bedaure ich, dass ich mit 32 Jahren noch Single bin. Die Wahrheit ist, dass ich den Richtigen noch nicht gefunden habe. Diesen Menschen, bei dem ich mich zu Hause fühle. Bei dem ich das Gefühl habe, ich selbst zu sein. Vielleicht habe ich mich selbst auch noch nicht so richtig gefunden? Auf der Suche nach meiner inneren Wahrheit, nach meiner wahren Bestimmung, sind mir viele Menschen begegnet. Viele sind in meinem Leben geblieben, als gute Freunde. Manche als stille Verehrer, die vergeblich hinter den Kulissen auf mich warten, in der Hoffnung, dass ich sie irgendwann erhöre. Viele sind verschwunden, irgendwo in den Tiefen meiner Vergangenheit.  

Dich will ich kennenlernen 

Als ich dich sah, ahnte ich, dass du mich treffen könntest, mitten ins Herz. Ich lernte dich über eine dieser Dating Apps kennen. Ja, diese Apps sind oberflächlich. Doch die Kunst besteht darin, bei den Fotos nicht aufs Äußere zu achten, sondern auf das, was von innen nach außen strahlt. Ich sah deine Bilder und wusste: Dich will ich kennen lernen. Es war, als könnte ich durch deine Augen in einen Teil deiner Seele blicken. Du wecktest Assoziationen in mir. Ich sah einen lieben Menschen, etwas verträumt, gutherzig, gutmütig, aber auch gezeichnet von Schmerz, Leid und Niederlagen. Ein Held, der auf seinen Streifzügen viele Verletzungen erlebt hatte, doch diese stillschweigend mit Stolz und Würde erträgt. Ob mein Bild von dir mit der Realität übereinstimmt? 

Beim ersten Kennenlernen besteht die Kunst darin, den richtigen Ort zu wählen. Ich wählte die Natur. Ein öffentlicher, neutraler Ort, dennoch still und einsam genug, um sich aufeinander einzustellen. Ich wollte nicht abgelenkt werden, von einem Kellner, der nach den Wünschen fragt, von Hintergrundmusik oder von einem Film auf der Kinoleinwand. Ich wollte auch nicht spazieren gehen, sondern mit dir auf einer Bank im Grünen sitzen und dich in aller Ruhe betrachten.  

Ich suchte unsere innere Ruhe 

Du wirktest nervös auf mich. Mein erster Eindruck war: “Der ist ja aufgeregt.” Ich konnte das gut verstehen, denn bei einem ersten Treffen ist man doch fast immer nervös. Ich versuchte, meine innere Ruhe auf dich zu übertragen und es gelang offensichtlich. Ich schaute in deine Augen und konnte dein Inneres spüren: Deine abklingende Aufregung, deine erwachende Neugier und eine gewisse Hektik, als könne es dir nicht schnell genug gehen. Was? 

Du sagtest, du willst eine feste Beziehung und eine Familie. Torschlusspanik.

Ja, das kann ich gut nachempfinden. Für mich warst du ganz nah, ganz echt, weil ich deine Aufrichtigkeit spürte. Ich spürte, wie traurig du bist, über deine letzte Trennung, von der du mir erzähltest. Kein gutes Thema für ein erstes Date, ich weiß. Doch ich ließ dich reden, denn ich respektiere dich in allen deinen Facetten. Dein Stolz, dein Ego sind verletzt. Doch ich spürte auch deine Stärke. Du brauchst mich nicht, um dich gut zu fühlen. Du bist gut. Vielleicht bist du im Moment noch nicht an dem Platz, wo du sein möchtest. Vielleicht bist du noch nicht so weit. Doch wenn du nicht aufhörst, daran zu glauben, dann wirst du innerlich wachsen, dich entwickeln und mit der Stärke, deinem Mut, deiner Hingabe zu dem werden, der du sein möchtest.  


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