Inzwischen wohnten wir beide nicht mehr in der Stadt, in der es passiert war. Aber wir wohnten noch in der Nähe, sie 20 Kilometer entfernt, ich 60 Kilometer, so als kämen wir trotz aller Fluchtversuche nicht ganz von dem Ereignis los, das uns offenbar beide völlig aus der Bahn geworfen hatte.
Es kostete mich einige Überwindung, sie zu fragen. Und es kostete ganz offensichtlich auch sie einige Überwindung, zuzustimmen.
Wir trafen uns im kleinen Örtchen A., um gemeinsam den Rest der Strecke mit der Bahn zu fahren. Im Oktober war es. Die Bäume trugen noch viel zu viel Laub. Der erste Herbststurm hatte viele von ihnen am Schopf gepackt und zu Boden gerungen. An diesem Tag war es bewölkt, aber windstill. Manchmal zeigte sich die Sonne für eine Weile, ab und an nieselte es. Wir tranken in einer alten Kate, dem Lieblingscafé meines Vaters, eine heiße Schokolade und redeten, das erste Mal seit Jahren. In Wirklichkeit das erste Mal als zwei erwachsene Menschen.
Am Bahnhof kaufte meine Mutter dann einen herbstlichen Blumenstrauß. An seinem Grab weinten wir beide. Ich glaube, wir standen da ewig. Sie zupfte Unkraut, obwohl da keins war. Mit der Spitze ihres Schals wischte sie sich über die feuchten Augen. Sie hakte sich beim Gehen bei mir ein und zum ersten Mal spürte ich eine Nähe von ihr, die richtig war.
Von diesem Tag an war alles ein wenig anders. Nicht viel anders, aber ein wenig. In mir löste sich etwas. Die Einsamkeit wurde türkis und lila, gestreift, wie ein Bonbon.
Ich begriff, tief in der Einsamkeit drinnen schlägt ein Herz, das sich nach guten Beziehungen sehnt.
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