Nachdem wir in der Woche davor viel Streit hatten, eröffnetest du mir schließlich auf Nachfrage, dass du nicht mehr weißt, was du willst. Einen Tag später warst du weg. Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Innerhalb von einem Tag warst du für mich zu einem Fremden geworden. Deine Augen waren wie tot. Kalt und leer. Alles an dir. Ich fühlte mich, als hätte ich dich nie gekannt. Wir standen im Flur und ich sagte zu dir, dass ich weiß, dass du nicht wiederkommen wirst. Du hast geantwortet, dass ich das doch gar nicht wissen könne. Danach fiel die Tür ins Schloss und es kehrte Leere ein. Eine Leere, die bis heute anhält.
Eine Woche später bekam ich eine Textnachricht, dass es aus sei. Für ein Telefonat hattest du keine Zeit. Für ein letztes Treffen auch nicht – oder keinen Mut? Erfahren werde ich es wohl nie.
Seitdem ich ausgezogen bin, habe ich nie wieder etwas von dir gehört. Auf meine Nachrichten kam keine Antwort mehr. Irgendwann, als ich nach Hause in meine neue Wohnung kam, war mein Briefkasten vollgestopft mit meinen restlichen Sachen, die noch in der alten Wohnung waren. Ich habe mich so oft gefragt, was ich wohl getan habe, dass ich dir am Ende scheinbar nichts mehr wert war. Letztendlich stellte ich alles in Frage und drehte fast durch, da ich so vieles nicht verstehen konnte und immer noch nicht kann.
Das, was mir passiert ist, nennt man neuerdings Ghosting. Hätte mir jemand erzählt, dass ich mal (aus einer Beziehung) geghosted werden würde, hätte ich wahrscheinlich herzlich darüber gelacht. Doch zum Lachen ist mir nun nicht mehr zu Mute. Das Gefühl, nie mehr von dem Menschen zu hören, mit dem man drei Jahre seines Lebens verbracht hat, ist nahezu unbeschreiblich. Es reißt einem den Boden unter den Füßen weg. Der Kopf ist voller offener Fragen und quälender Warums.
Letztendlich bleibt mir nun nichts anderes übrig, als zu lernen, damit zu leben. In deinem Leben wurde ich ersetzt. Einfach so. Von einem Tag auf den anderen. Manchmal wundere ich mich darüber, wie leicht Menschen so etwas doch fällt. Wie einfach einige loslassen können, während andere so sehr leiden. Bob Marley fasste es einmal sehr treffend zusammen, indem er sagte:
Some people feel the rain – others just get wet.
Ich wünsche mir so oft, dass ich doch auch nur ein wenig nass geworden wäre.