Nicht einmal für ein letztes Telefonat war ich dir wichtig genug

Vom Anfang bis zum Ende der Liebe – oder: wie ein gebrochenes Herz heilt. Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin erlebte einen besonders hässlichen Fall von Ghosting

Was habe ich bloß falsch gemacht? Gibt es die große Liebe wirklich, wenn sie doch so einfach geht? Kommt sie jemals wieder, die Liebe auf den ersten Blick – das flackernde und intensive Gefühl? Das sind Fragen, die ich mir unweigerlich stelle, kurz nachdem nun auch meine dritte langjährige Beziehung in die Brüche gegangen ist. Doch dieses Mal ist alles anders. Denn ich wurde verlassen. Das erste Mal in meinem Leben stehe ich alleine da. Mit 28. Träume geplatzt. Scherbenhaufen. Wie geht es nun weiter, frage ich mich fast jeden Tag.

Angefangen hat alles ganz plötzlich, es war Liebe auf den ersten Blick. Obwohl ich noch in einer anderen festen Beziehung war, war ich sofort hin und weg und konnte meine Augen nicht von dir lassen. Schon am Anfang wusste ich: „Es wird so weh tun, wenn du gehst.“ Und ich sollte recht behalten. Der Schmerz, den ich empfunden habe und noch immer empfinde, war so immens, dass ich dachte, nicht mehr aufstehen und weiterleben zu können. Meine Welt blieb für ein paar Monate stehen und mein Leben zog an mir vorbei, wie ein Zug, der durch den Bahnhof rast, an dem man wartet, um einzusteigen. Man kommt nicht rein. Die Leute im Zug lachen und reden, aber ich stehe auf dem Bahnsteig und der Zug fährt durch.

Unsere Beziehung war zerstörerisch, doch ich wollte es nicht wahrhaben und habe gekämpft und mich und mein Leben dabei völlig aufgegeben. Zwei Jahre lang quälten wir uns durch eine mehr schlecht als recht funktionierende Fernbeziehung. Immer wieder gab es Streit und Missverständnisse und doch war es das Größte für mich, wenn du letztendlich vor meiner Tür standst und wir uns wieder hatten. Immer dann – für diesen winzig kurzen Augenblick – war alles gut und meine Welt wieder in Ordnung. Dann nach zwei harten Jahren kamst du zu mir, wolltest zusammenziehen. Ich hatte nicht zu träumen gewagt, dass das je passieren würde. Ich bekam wieder Mut, dachte, dass du es ernst mit mir meinst und schließlich fanden wir unsere Traumwohnung. Unsere Traumwohnung, in der du jetzt mit deinem Kumpel wohnst.

Das Zusammenleben verlief akzeptabel. Meist war ich zu Hause und wartete, während du unterwegs warst. Ich klammerte mich an jeden Augenblick und jede Minute, die du Zeit hattest. Ich klammerte zu sehr. Je mehr ich mich darum bemühte, Zeit mit dir zu verbringen, desto weiter entferntest du dich von mir. Leider habe ich es nie geschafft, eine Priorität für dich zu werden, egal wie sehr ich es auch versuchte.

Und dann kam er, der verhängnisvolle Tag.


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