Neue Nachricht von Achim

Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, hatte ich die Halbherzigkeit von Chris sofort nach dem ersten persönlichen Kennenlernen gespürt. Am Telefon, es war das erste Gespräch nach dem Treffen, hatte Chris es seltsam eilig gehabt. Um es auf den Punkt zu bringen: Da war nicht mehr dieser Zauber vom Anfang. Und jetzt mehrtägige Funkstille. Chris schweigt. Ausreden und Ausflüchte, wie das allseits beliebte “er hat viel zu tun”, “er ist krank”, “er hat sein Handy verloren”, weichen immer mehr der bitteren Erkenntnis: Er gefällt mir, doch ich gefalle ihm nicht. Und dann klingelt das Smartphone. Pling! Eine Nachricht! Erwartungsvoll nehme ich das Telefon und starre voll Euphorie auf den leuchtenden Text: Neue Nachricht von Achim. Dem Höhenflug folgt ein jäher Absturz ins Tal der Enttäuschung.

Wenn Chris in meinem Leben die leckere Sahneschnitte ist, nimmt Achim vergleichsweise die Rolle des lauwarm-weich-köchelnden, faden Stangenselleries ein. Ich hasse Sellerie, wenn, dann akzeptiere ich ihn allerhöchstens leicht gegart und knackig, aber weichgekocht? Igitt, igitt. Armer Achim. Trotzdem köchelt er auf kleiner Flamme in meinem Leben und flammt immer wieder auf. Manchmal tut mir das ganz gut. Achim ist mein Ego-Booster, er tröstet mein geschundenes Herz, beträufelt mein Ego mit Komplimenten und meinen Geburtstag hat er noch nie vergessen. Er wäre der perfekte Freund, doch ich stehe einfach nicht auf ihn und er weiß das. Ich habe es ihm schon oft gesagt. Trotzdem ist er mein treuherziger Verehrer, der mich schon so lange kennt und seit Jahren offensichtlich und hemmungslos bezirzt, beflirtet und bewundert. Doch jetzt nervt er mich. Wütend, frustriert und enttäuscht tippe ich in mein Handy: “Keine Zeit, hab grad viel zu tun, melde mich.” Grrr. Doofer Achim. Doofer, doofer Chris.


Weitere interessante Beiträge