Nach seinem Auslandssemester sollte ihre Beziehung richtig durchstarten. Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin erlebte jedoch einen ganz anderen Menschen als den, den sie verabschiedet und so lange schmerzhaft vermisst hatte
Ich war bereit, dir alles zu geben. Ich war glücklich mit dir. Sehr glücklich. Du kamst aus dem Auslandssemester. Du wolltest mit mir ein Unternehmen gründen. „Schatz, ich vertraue niemandem mehr als dir. Ich habe es mir jetzt die letzten Monate im Ausland genau überlegt. Ich will es unbedingt. Und einen kleinen Hund. Vielleicht auch zwei.“
Wie ein kleines Kind habe ich mich auf dein „Coming Home 4 Christmas“ gefreut. Ich hatte dir vorher noch eine kleine Video-Botschaft geschickt. Die Geschenke standen verpackt unter dem gemeinsamen Weihnachtsbaum, darunter Kurzreisen, Konzertkarten. Einfach alles. Um mit dir die ganze Auslandsphase wieder aufzuholen.
Unsere ganze Zukunft in meinen Gedanken. Am Folgetag hatte sie Stimmtraining. Sie wusste jedoch nicht, dass sie die Sprache vorher verlieren würde. Zwei Tage. Du kamst heim, ich dachte, deine Stimmung hänge mit der Erkältung zusammen. Und plötzlich auf meine Frage, ob alles okay sei: „Du, ich weiß nicht. Weißt du, meine Freiheit …“
Freiheit, nach einem sehr entspannten Auslandssemester. Ohne Streit. Jeden Tag Telefonate, teils mehrmals Skype am Tag. Nachrichten. Alles schien wie immer. Wir waren schließlich überall connected. Aufgrund deiner Introversion konntest du nie kommunizieren, was du in der Beziehung verbessern möchtest. Deine Wünsche? Nichts. Du hast alles mit dir ausgemacht. Auch, dass du mich von Wolke sieben ohne Rettungsschirm direkt hast aufprallen lassen.
Fast zwei Jahre ist es her und der Schock sitzt sehr tief. Nie hast du mit mir über deine Gefühle mir gegenüber geredet. Und wenn, dann hast du mir nur vorgesummt, wie sehr du mich liebst. Du kamst früher von deinen Männerabenden, weil du mich immer vermisst hast. Ich wollte dich immer wieder motivieren, hinzugehen. Du wolltest zu mir.