Gastautor Norbert Grün fand seine Liebe online. Und bereits ein kleines Lächeln genügte, um seine Liebste zu überzeugen. Uns hat er seine ganze Geschichte erzählt
Vor gut und gerne 20 Jahren hab ich in meiner einsamen Zeit in Köln eine Annonce im Stadtmagazin geschaltet. An den Text erinnere ich mich nicht mehr, doch der muss gut gewesen sein, nach einer Woche quoll mein Briefkasten über mit handgeschriebenen Briefen inklusive Fotos. Ich erinnere mich, wie ich all diese Briefe auf meinem Fußboden verteilte und mir vorkam wie Leonardo DiCaprio persönlich. Die drei Damen, die ich mir damals aussuchte, traf ich dann auch. Eine davon verliebte sich unsterblich in mich, und ich hatte nichts Besseres zu tun, als diesem armen Mädel gehörig das Herz zu brechen. Das tut mir heute noch leid, wenn ich daran denke.
Sei es drum, ich beschließe also, mich in einer dieser Partnerbörsen anzumelden, zugegeben mit einem mehr als mulmigen Gefühl.
Und schon nach einer Stunde bekomme ich postwendend ein 40 Seiten starkes Pamphlet über meine jetzige Persönlichkeit, in dem man mir bestätigt, dass ich nicht ganz dicht bin. Ich überlege, die Mitgliedschaft wieder zu kündigen, entschließe mich aber dann doch, den Zirkus mitzumachen.
Tatsächlich dauert es nicht lange, bis ich die ersten Zuschriften bekomme. Mein Profil scheint der ein oder anderen Dame zu gefallen.
Ich blättere in meinem potentiellen Partnerinnen-Pool und lese das Profil einer Qualitätsmanagerin, das es mir auf eine gewisse Art und Weise angetan hat. Ich gebe meine Profilbilder frei und sende ihr ein “Lächeln”. Wenn man im Moment nicht weiß, was man sagen soll, drückt man auf den “Ein Lächeln senden”-Button, um sein Interesse zu bekunden. Ganz wie im richtigen Leben, denn Lächeln ist immer ein Türöffner. So einen Button sollte jeder mit sich herumtragen und ständig gedrückt halten!
11 Minuten später lächelt sie zurück…
…und ich verbrachte seitdem viel Zeit damit, ihre schönen Bilder zu anzusehen, ihr zu schreiben und mich über die Art ihrer Antworten zu freuen, in denen sie mir von sich erzählte. So ganz anders wie die E-Mails, die man mir bisher schrieb. Ihre Sprache war unverblümt, leicht und klar wie ihre grünen Augen. Sie stellte sich mir nicht vor, schrieb mir stattdessen wie jemand, dem man schon lange kennt, wie dem besten Freund.
Aber das Allerbeste ist: Sie wollte mich tatsächlich sehen, nachdem sie über mich gelesen hat! Ohne vorheriges Telefonat, in dem ich wahrscheinlich eh nicht gewusst hätte, was ich sagen sollte. Gott sei es gedankt.
Am nächsten Tag war es soweit. Ich betrachtete mich im Spiegel, stellte fest, nicht Leonardo DiCaprio zu sein, und fühlte mich dennoch wohl in meiner Haut. Wenn ich ihr jetzt noch einmal schreiben wollte, würde ich ihr das hier schreiben: „Egal, was sich ergeben wird, du tust mir gut!“
Denn ganze zwei Tage lächelte ich ununterbrochen. Und bis heute lächle ich. Jetzt schon ein ganzes Jahr, angesichts eines so großen Glückes! Ein virtuelles Lächeln genügte, um meinem Leben die erhoffte Wendung zu geben. Mit ihr an meiner Seite!
Für dich, meine Michi