Das Jahr neigte sich dem Ende entgegen und ich ließ mir unsere gemeinsamen Jahre nochmals durch den Kopf gehen. Ja, wir hatten unsere Probleme, aber nichts, das wir nicht hätten lösen können. Ich verstand es einfach nicht: Wir hatten vieles in unserer Beziehung gemeistert und wenn es drauf angekommen ist, war jeder für den anderen da. Wir hätten nie den anderen von der Klippe springen lassen. Dachte ich.
Aber ich musste es akzeptieren, dass du nicht mehr an meiner Seite warst. Als ich dich einige Monate später wiedersah, rutschte mir das Herz in die Hose und ich zitterte am ganzen Körper. Wir standen uns gegenüber und ich bemerkte deine Blicke.
Wie so oft überspieltest du alles, war ja auch klar, schließlich hattest du ja deine neue Partnerin mit dabei. Als ich ein paar Minuten später mit deiner Mutter im Auto saß, musste ich wieder weinen, ich weiß eigentlich nicht, warum, denn ich hatte ja unterdessen auch wieder einen neuen Partner, aber die Liebe und Sehnsucht zu dir waren stärker. Du warst nicht nur mein Partner gewesen, sondern auch mein bester Freund.
Als du deine Sachen an einem Samstagmittag abholtest, lag ich im Bett und weinte. Ich hoffte, ich müsste dich nicht sehen, aber dann kam dein Anruf, du hast mich gebeten, den Schuppen aufzuschließen. Und wieder hast du vor mir gestanden und mich nur angesehen, ohne ein einziges Wort.
Ich wollte dich so gerne in den Arm nehmen und dir sagen: „Bitte fahr nicht!“ Aber mir fehlte der Mut dazu. Vielleicht hatte ich gehofft, dass du den Schritt wagst. Ich hoffte auch, dass du nicht wieder wegfahren würdest, aber du stiegst in das Auto.
Es vergingen weitere Tage, Wochen und Monate, in denen ich mir immer wieder die eine Frage stellte: warum? Deine Mutter, die selber litt, weil sie ihr eigenes Kind nicht verstand, hörte sich jeden Tag meinen Kummer an und war dadurch noch mehr verletzt, weil wir als Familie immer ihr Anker gewesen waren.
Deine Anrufe wurden immer weniger. Hattest du im Stillen Abschied von uns genommen? Wurde dir klar, dass die Entfernung zu groß war, um Kontakt zu halten mit deinen Kindern?
Selbst nach dieser Zeit frage ich mich, wohin dein Gewissen uns gegenüber verschwunden war. Schließlich wurde mir schmerzhaft klar, dass du eigentlich nur dich selbst liebst – und ich unsere Familie verloren hatte.